7. Dezember 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Vivaldi: Concerti per violino VIII – Le Concert de la Loge / Julien Chauvin

Vivaldi: Concerti per violino VIII – Le Concert de la Loge / Julien Chauvin
Vivaldi: Concerti per violino VIII – Le Concert de la Loge / Julien Chauvin

Seit 2001 erschienen im Rahmen der „Vivaldi Edition“ Jahr um Jahr gleich mehrere Folgen auf CD: Opern, geistliche Vokalmusik, Concerti und Sonaten. Nahezu jede Produktion ist dabei ein Erlebnis: Nicht nur weil das Cover bei jeder Produktion immer wieder überrascht, sondern weil auch verschiedene Solisten und Ensembles verpflichtet werden. Für die allein ihrer Anzahl nach schier endlos anmutenden Konzerte für Solovioline waren dies zuletzt die Accademia Bizantina (mit Alessandro Tampieri), Europa Galante (mit Fabio Biondi) und Il Pomo d’Oro (mit Dmitry Sinkovsky).

Nun ist es am Concert de la Loge und Julien Chauvin, die Reihe in einer achten Folge mit sechs weiteren Concerti fortzusetzen – doch ist es überhaupt eine Fortsetzung? Die bei dem französischen Label Naïve erscheinende Edition versteht sich trotz ihres vereinheitlichenden optischen Reizes wohl eher als eine wohlkoordinierte Serie von Einzelproduktionen. Nur so kann überhaupt die verblüffende Vielfalt an Sichtweisen entstehen, die das böse Wort Lügen straft, Vivaldi hätte ein Konzert gleich mehrere hundert Male komponiert. Nein! ist emphatisch auszurufen, denn hier wird durch mitunter auch gegensätzlich anmutende aufführungspraktische und klangliche Positionen ein breites Spektrum von Perspektiven geschaffen. Mit dem französisch geprägten Concert de la Loge zieht trotz kleiner Besetzung eine saftige Fülle in die Partituren ein – eine Lust für meine Ohren, zumal Solo und Continuo im Zentrum stehen, das Tutti nur ein wenig dahinter.

Direkter Klang und natürliche Räumlichkeit verleihen der Aufnahme eine Süffigkeit, die auch den Werken entgegen kommt: gleich ob diese nun mehr lyrisch-kantabel, technisch anspruchsvoll, elegant oder dramatisch geprägt sind. Ein musikalisches Fest, zumal Julien Chauvin mit seinem kernigen Ton ebenso fulminant wie in sich ruhend aufspielt. – Inzwischen sind mit der Folge 63 rund 2/3 des gesamten Plans der „Vivaldi Edition“ realisiert. Die Hörbar wird dieses angesichts der Fülle der Werke in der Geschichte der Diskographie einmalige Mammutprojekt auch weiterhin aufmerksam mit Auge und Ohr verfolgen…


Antonio Vivaldi: Concerto C-Dur RV 187, Concerto h-Moll RV 387, Concerto d-Moll RV 235, Concerto D-Dur RV 217, Concerto g-Moll RV 321, Concerto B-Dur RV 366
Le Concert de la Loge, Julien Chauvin (Violine, Leitung)
naïve OP 30585 (2019)

 

 

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Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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