„Drop the Beat“ heißt die aktuelle Veröffentlichung der Edition DEGEM, bei der es dem Thema entsprechend deutlich „technoid“ zugeht. Eine chaotische Beat-Destruktion betreibt Marc Behrens in „Kupari Odradek Drug Party“, während Kai Niggemann in „The Pretty Blaze“ eine düster knarzende, aber durchaus tanzbare Rhythmus-Perle präsentiert. Eines der interessantesten Stücke hat Kirsten Reese beigesteuert: „Roaming“ basiert auf einem Film von Stefan Panhas, wo Schauspieler und Tänzer die Fehler in algorithmischen Bewegungsmustern von Avataren in analoge Körperlichkeit rückverwandeln. Eine Montage aus ekstatischen Loops mit harten Schnitten und scharfen Kontrasten ist die Folge.
Angenehm aus dem Rahmen fällt Johannes Kreidler mit „Ferneyhough’s 2nd String Quartet, rendered with Band-in-a-Box“ (2010). Titel und Verfahren sind hier deckungsgleich und so verwandeln sich die ziselierten Ferneyhough-Fragmente dank automatischem Musikbegleitprogramm in atonale Fidel-Moleküle eines aufgeräumten Country-Stücks. Das funktioniert ganz prächtig, ist aber nicht nur ein guter Witz, sondern hinterfragt pointiert das wackelige Verhältnis von Materialidentität und Kontextbezug.
Edition DEGEM: Drop the Beat
DEGEM
- Bei dieser Rezension handelt es sich um Teil 4 einer Sammelbesprechung von Dirk Wieschollek aus der nmz 2019/02: Eine fremde und seltsame Welt