21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
rand – Peripherie

rand – Peripherie

Es gibt solche und solche. In der Selbstbeschreibung ihres Soundworks geben der Pianist und der Producer Dr. Nojoke ohne Witz an, diese Musik könnte Fans von «Nils Frahm, Alva Noto & Ryuichi Sakamoto, Bing  Ruth, Erased Tapes …» interessieren. Stichworte sind «Ambient, Glitch, Modern Classical Music und Clicks & Cuts». Wer oberflächlich in die Platte reinhört, erkennt all das wieder. Eine weitgehend ruhig dahin zerfließende Musik aus Klavierklängen umschwirrt von allerlei «Electronica». Oder umgekehrt, wenn die Klavierklänge darin eingebettet sind. Das ist in allererster Linie eine genussvolle Angelegenheit und stimmig

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Florian Hartz‘ Flo & Fauna: Try Harder

Florian Hartz‘ Flo & Fauna: Try Harder

„Try Harder! ist eine Folge von Shortstories oder kondensierten Psychogrammen aus dem Themenspektrum Einsamkeit, Leistungsdruck und Depression.“ Die Platte müsste damit die Zeit komplett und voll korrekt widerspiegeln – ja. Im Prinzip, schon. Die Lunte fürs Anhören ist damit gelegt. Doch was hilfts, man höre bitte auch auf die Details dieser kochenden Materie, die der Bassist da mit seiner Kapelle produziert. Ein später Klanggruß des Ende letzten Jahres verstorbenen Pianisten Walter Lang findet sich da übrigens auch noch, geflangert (?). „Ein ‚Try-Hard‘ ist eine Person, die sich auf eher ungesunde

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Alex Bayer: Radar

Alex Bayer: Radar

Es grenzt an ein Klangwunder in Zeiten des Weltchaos und der Untergangsdystopien. Was hier die Musiker (Stefan Karl Schmid, Roland Neffe, Peter Fulda, Jim Black) um den Bassisten und Komponisten Alex Bayer veranstalten, ist von einer Intensität getrieben, wie dies nur eine Leere um einen herum sonst vermag. „Die Charaktere der Stücke sind dabei so divers wie die Menschen selbst – mal wild, zart, energetisch, humorvoll, nerdig oder introvertiert,“ liest man in den Presseinformationen. Und man liest etwas von dem Schein zu „schweben“. Das mag sein. Ich höre da ein

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Mohammad Reza Mortazavi | Prism

Mohammad Reza Mortazavi | Prism

Da staunt man. Wie eine einzelne Person mit einer Handtrommel, bzw. mehreren umzugehen versteht und ganz allein, wenn auch hier im Mehrspurverfahren daraus verschiedene Klangwelten zusammensetzt. Ich würde die Unwahrheit sagen, wenn ich behaupten würde, ich kennte die Namen dieser Instrumente, die er das mit seinen Fingern traktiert. Es bleibt nur das Resultat, das in Track 4 „Shining“ sich weit entfernt vom rein Perkussiven mit Tongehalt zu einer Art Soundscape. Das klingt hier teilweise zudem einen Hauch bedrohlich, reißt einen nicht mit, sondern herunter in eine Geräusch- und Rauschwelt mit

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Scelsi / Goldmann / Schwarzer | Sfera

Scelsi / Goldmann / Schwarzer | Sfera

Es liegt irgendwie auf der Hand, dass sich die Szene der elektronischen Musik mit der Musik von Giacinto Scelsi in Berührung setzt. Erstaunlich ist hier jedoch, dass dies auf dem Weg des Solospiels passiert und nicht im multimorbiden Kammermusik- oder Orchesterbereich – bei dem es ohnehin in der Musik von Scelsi leichter changiert als im Zustand des solo. Der Blockflötist Jeremias Schwarzer hat dies mit den acht Tracks hier damit tatsächlich zu einem Gegenpunkt gebracht. Die Einzelwerke sind dabei selbst Bearbeitungen von anderen Solostücken Scelsis (Kontrabass, Saxophon, Gesang und bei

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Slowfox: Freedom

Slowfox: Freedom

Slowfox sind das Trio Hayden Chisholm (sax, fl), Philip Zoubek (p,moog) und Sebastian Gramss (b, comp), die mit diese Aufnahme eine ganz aparte, schummerige Platte vorlegen, die so kammermusikalisch intim klingt, wie selten etwas. Teils in komplexer Song-Struktur, die dann aber doch durchschaubar auftritt. Virtuos ist alles ohne dabei diesen Eindruck selbst zu erwecken. Kompositionen wie Freedom leben in dieser Zurückgezogenheit des Ausdrucks, dieser Druckarmut mit hoher Intensität gleichwohl. Keine musikalische Prosa: Hier spricht das „lyrische Wir“ aus den Kompositionen. Die Titel der 15 Einzelstücke entstehen, wenn man das Plattenmotto

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Tchiba: klang collection

Tchiba: klang collection

Badooum! Der den meisten von uns eher als souveräner Pianist bekannte Martin Tchiba geht mit diese CD unter die Potentiometer-Skalierer, unter die Tüftler, die am Klangrad drehen. Badoooum! In drei Teile zerfällt hier sein Werk: places, dedications und images. Er selbst schreibt zum Gesamtkomplex der CD: «klang collection ist meine musikalische Aufarbeitung der Corona-Zeit. Reflektiert werden vielfältige Klänge, Dinge, Orte, die mir 2020 und 2021 wichtig waren, die auf der Agenda gestanden hätten, aber aufgrund der Situation „unerhört“ blieben, ergänzt durch starke Reminiszenzen an die „Zeit davor“.» Da ist es

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Schönegg / Enso: Strukturen

Schönegg / Enso: Strukturen

Wie geschwungen, so verklungen. Eintauchmusik, schrubbig manchmal, dann eher gelüftet. Strukturen, so die Titel Römisch I bis VI, klingt dabei viel zu eckig für das, was da tatsächlich tönt. Das Ensemble Enso breitet nämlich sehr Lebendiges, weniger Abstraktes oder Immaterielles vor einem aus. Entschuldigen Sie den Einwurf, gerade aber türmt sich so eine Art lebendiger Obertonreihe mit vor mir auf. Ein Dahingehauchtes ist es dann. Und eine seltene Musik obendrein: Die Besetzung mit Michael Thieke (Klarinette), Sandra Weiss (Fagott), Nathan Bontrager (Cello), Stefan Schönegg (Kontrabass) und Etienne Nillesen (erweiterte Snare

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Düppe: The Beat

Düppe: The Beat

Willkommen im neuen rhythmischen Testament. Was für ein Album aus dem Nichts heraus, so scheint es. Innerhalb des NEUSTART Kultur-Programms realisiert. Und was gut! Und mit welchem Anspruch. „Im Anfang war der Beat …“ und der Beat war bei Jens Düppe. Und Jens Düppe hörte, dass es gut war. Und Odilo Clausnitzer ebenso und der Rezensent ebenfalls. Alles archaisch, generisch und utopisch. Der Promotiontext holt aus von der Genesis und landet nicht zufällig bei einem „tractatus drumologico metaphysicus“. Aus Beat wird Mus. Aus dem wird Rhyth …  Da bleibt kein

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