21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Muthspiel – Diary 1989-2022

Muthspiel – Diary 1989-2022

Beim Tagebuch handelt es sich hier um «Selected Recordings» des Geburtstagskinds Christian Muthspiel auf zwei CDs mit Aufnahmen aus den letzten 33 Jahren, die der Posaunist, Pianist, Komponist und Bandleader hier zusammenstellen durfte. Was für eine dufte Sache das doch gworden ist. Ich kann und will dazu gar nicht viel Worte verlieren. Es ist ein so irres Panoptikum von Stilen, Techniken und Mixen, das von Musik der europäischen Tradition (Dowland), über traditionelle Musik (Jodler) bis hin zu den Weltmusiken Jazz, Blues und Soul reicht und auch Exponate seiner aktuellen Doppel-CD

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Sebastian Sternal – Thelonia

Sebastian Sternal – Thelonia

Bei manchen dauert es etwas länger: Pianisten und Pianistinnen machen fast immer irgendwann eine Aufnahme, die sie ganz allein am Piano zeigen. Enorm ist daher die Dichte der Aufnahmen und Konzerte, die fast wie Sand am Meer sich nicht mehr zählen lassen. Sebastian Sternal hat die Ungunst der Stunde, beziehungsweise der Corona- Einschränkungen in 2020 genutzt, sich auch dieser Aufgabe zu stellen. «Der ersten Aufregung über Corona im März folgte die Phase, in der alle ruhig zuhause blieben. So ging es mir natürlich auch. Ohne Konzerte und Außentermine änderte sich

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Muthspiel & Orjazztra Vienna ­Homecoming

Muthspiel & Orjazztra Vienna – ­Homecoming

Christian Muthspiel feiert(e) in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. Das zelebriert sein Label gebührend mit zwei Doppel-CDs. Die eine davon (Diary 1989–2022, Selected Recordings) versammelt älteres Material, das zu einem Puzzle sich eines Künster:innenlebens zusammenfügt. Die andere CD «Homecoming» besteht aus insgesamt 12 Tracks, die im März 2021 aufgenommen worden sind. Laut Waschzettel habe sich Muthspiel damit «den Traum eines eigenen Jazzorchesters, den er seit seinem Weggang vom Vienna Art Orchestra im Jahr 2004 hatte» erfüllt. Die an gleicher Stelle angeführte Behauptung, dass Großbesetzungen im Jazz rar geworden seien, kann

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Hornung Trio – Strukturen

Hornung Trio – Strukturen

STRUKTUREN! Heissa. Jetzt gehts aber los, jetzt schlägts gleich 13. Dabei, wenn man sich mal in die Zeiten der 40er bis 60er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückbegibt, war nicht nur die Neue Musik durchzogen mit derlei Termini, sondern tatsächlich auch der Jazz. Aber «Strukturen» 2022? Da weiß man, was man hat, da weiß man, was man bekommt. Wirklich. Ja. Nein! Liest man sich durch den Waschzettel zu dieser CD, fallen Namen wie Olivier Messiaen, Nikolai Roslavetz, Paul Bley, Alexander Skrjabin, J Dilla, Frederic Chopin und Franz Liszt. Zack, der Rahmen

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Lorenz Kellhuber – Live at Elbphilharmonie

Lorenz Kellhuber – Live at Elbphilharmonie

Kaum jemand dürfte so spektakulär changierend zwischen Jazz und „klassischer Klaviermusik“ wandeln wie der Pianist Lorenz Kellhuber. Ob über Ostinati in wechselnden Lagen improvisierend. Oder zwischen freier Tonalität und gebundenen harmonischen Klangankern, Lorenz Kellhuber erzeugt eine intime, konzentrierte Situation zwischen sich, dem Klavier, dem Raum und seinem Publikum. Bei seiner aktuellen Neuerscheinung tritt dies wohl noch deutlicher hervor als bei seinen bisherigen Soloaufnahmen. Da sinkt ein Mensch ganz tief ein in musikalischer Lyrik – in eine Welt aufgeklärter Düsternis aus Tonbewegungen. Virtuos. Und auch: Da singt ein Mensch ganz in

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Keith Jarrett – Bordeaux Concert

Keith Jarrett – Bordeaux Concert

Der Endpunkt seines pianistischen Schaffens womöglich. Darüber hängt dieses Gefühl, das man kennt, weil man weiß, dass nach zwei Schlaganfällen im Jahr 2018 das Ende seiner künstlerischen Laufbahn erreicht sein dürfte. Jedenfalls in der Form des Pianospiels. Der nachkommende Schatten hängt somit über den Auftritten, die Keith Jarrett zuvor absolvierte. Das Konzert in Bordeaux ist das letzte aus dem Jahr 2016, das veröffentlicht wurde. Aufgenommen wurde es 10 Tage vor dem Konzert in München und drei Tage nach dem in Budapest am 6. Juli. Ein Konzert von atemberaubender Schönheit insgesamt,

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SteDaJoDa: Schwebend

SteDaJoDa: Schwebend

Und gleich wieder so eine Schraubwerkstattmusik mit zwei Kontrabässen, Schlagzeug und Gitarre. Ein Quartett murkelt und werkelt mit, wie man es nennt, erweiterten Spieltechniken in dieser hochentzündlichen Instrumentalkombination sechs Stücke zu wirklich teils wilden, teils sich luftig verflüchtigendem Klanggebilden. Eine Musikmaschine wird da in Gang gehalten im guten alten Horchhin-Stil. Dabei kommt in der Tat etwas sehr Eigenes, Einzigartiges heraus. Gold machen sie damit zwar nicht und selbst das stattdessen erzeugte musikalische Porzellan wirkt eher wie nach einem Polterabend – aber doch erkennt man die teils feine Bemalung im Haufen

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Day & Taxi: Run, The Darkness Will Come!

DAY & TAXI: Run, The Darkness Will Come!

«Unbeeindruckt von Trends bewegt sich DAY & TAXI autonom und unverkennbar an der Schnittstelle von Komposition und Improvisation. DAY & TAXI spielt zeitgenössische Musik, die sich der Vergangenheit bewusst ist, die Gegenwart wahrnimmt und die Zukunft anvisiert.» Schön gesagt. Die Frage ist aber stimmt das auch? Ja, es stimmt, es ist auch gar nicht bezweifelbar. Denn wie sollte man das auch be- oder widerlegen können. Als Kritiker:in könnte man genauso gut sagen: Nö, das kann ich nicht so wahrnehmen. Was ich höre: Das Trio mit Sax, Bass und Schlagzeug gehört

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Satie – Celloland

Satie – Celloland

Eine Selbstläuferin, so eine CD mit 10 Tracks, die auf Bearbeitungen von Klavierwerken Erik Saties beruhen und die mittlerweile auch in der stillen Raucherecke des musikalischen Pausenhofs niemanden mehr erschüttern. Das Quartett hier macht es sich auch nicht besonders schwer. Es setzt auf die Gymnopedies und die Gnossiennen. Ein Schwan von Camille Saint-Saëns gesellt sich an Position Nr. 3 ohne dabei rot zu werden, allerdings hat er wohl sein Herz verloren. Komplettiert wird das alles mit dem Stück „Portugal“ des Cellisten Burkard Maria Weber. Das alles läuft und läuft und

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Iconoclast – Demolition Of Wisdom

Iconoclast – Demolition Of Wisdom

Auch so eine Platte, die mit großem „Hallo“ startet. Rambazamba mit Schlagwerk und Saxophon(en). Und dann folgen weitere 19 Tracks, die das Versprechen des ersten Stücks immer weniger einlösen. Das Duo Julie Joslyn und Leo Ciesa verspricht eine Welt „of rhythmic invention, chaotic melodies, a fusion of heart and mind. Release yourself from your expectations. Demolition of Wisdom will answer all your questions.“ Nun, ich hätte da noch eine Frage: Warum dauert das erste Stück mit dem Titel „Four Forgotten Minutes“ exakt sechs Minuten? Okay. Die Bilderstürmer sind unterwegs und

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Vismala / Neander – Digital Shaman

Vismala / Neander – Digital Shaman

Sympathische Fusion-Music, die laut Beipackzettel „die musikalischen Grenzen zwischen ROCK, JAZZ, FUNK und WORLD neu“ auslotet. Neu? Neu?? Neu????? Gute Frage, aber beim Ausloten ist immer Platz nach oben, nach unten und zur Seite. „Digital Shaman ist ein Album voller Überraschungen, das dem Fusion– Genre neues Leben einhaucht.“ Wer kann da also Nein dazu sagen? Eben. Ernsthaft: Der Titel allein schon ist ziemlich geil: „Digital Shaman“. Da muss ich jedoch eher an das Art Ensemble Of Chicago der 60er- bis 80er-Jahre denken, denn so geili (sic!) der Titel der Doppel-CD

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Frank Fusion Trio – My Place

Frank Fusion Trio – My Place

Gefällt! Acht Musiker:innen firmieren als Trio. Warum nicht! Denn darüber macht man sich keine großen Gedanken, wenn das Kollektiv den Volume-Regler aufdreht. Da rumpelt es im Gebälk. Man kann nicht genug von dieser überaus frischen Musik bekommen. Eine durchweg reichhaltige Mischung aus Noise in der Tex- und Gradlinigkeit in der Struktur, die nicht selten die „Grenzen“ zur Rockmusik mehr als deutlich überschreitet. Und gleichwohl klingen Powerwerke wie „Crazy Witch“ nicht nach alter aufgewärmter Wurst. Meisterhaft! Ein Track, der wie eine 22-Minuten-Orgie wirkt, aber tatsächlich in unter fünf Minuten die Flimmerhärchen

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