21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Stefan Schöler Trio: Wiedersehen

Stefan Schöler Trio: Wiedersehen

Angenehm unspektakulär ist die dieses Trio um den Pianisten Stefan Schöler, der ganz im Klanggefolge Jarrett‘scher Triokultur unterwegs ist. Die Standards, die er mit seinem Trio hier einspielt kommen mit dieser Selbstverständlichkeit des Unbedingten und Inkontingenten. So und genau so muss es klingen, und nicht anders. Da beißt die Maus keinen Faden ab, da gibt es nun auch keinen musikalischen Hinterhalt mit einer Klanggrube, in die man im schlimmsten Fall dann selbst noch fällt. Passiert hier nicht! Aber deshalb muss es ja nicht langweilig werden – wird es auch nicht!

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Mohammad Reza Mortazavi | Prism

Mohammad Reza Mortazavi | Prism

Da staunt man. Wie eine einzelne Person mit einer Handtrommel, bzw. mehreren umzugehen versteht und ganz allein, wenn auch hier im Mehrspurverfahren daraus verschiedene Klangwelten zusammensetzt. Ich würde die Unwahrheit sagen, wenn ich behaupten würde, ich kennte die Namen dieser Instrumente, die er das mit seinen Fingern traktiert. Es bleibt nur das Resultat, das in Track 4 „Shining“ sich weit entfernt vom rein Perkussiven mit Tongehalt zu einer Art Soundscape. Das klingt hier teilweise zudem einen Hauch bedrohlich, reißt einen nicht mit, sondern herunter in eine Geräusch- und Rauschwelt mit

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Hard Boiled Wonderland | Music Resistance

Hard Boiled Wonderland | Music Resistance

Eine weitere Wohltat und zugleich ein großer Wurf ist dieser Live-Mitschnitt eines Konzertes vom 15. Februar 2020 im Stadtgarten Köln – also kurz vor der durchdringenden gewaltigen und globalen Ruption durch die Corona-Pandemie. Logischerweise spielt die hier dann auch nicht hinein. Aber Engagement ist hier im Übermaß vorhanden, musikalisches wie auch gesellschaftliches, politisches. Das zeigt sich sofort in der Aufmachung nämlich als 104 Seiten starkes Textbuch mit CD. Ausgangspunkt für dieses Projekt sei ein Satz des Bürgermeisters von Spremberg zum gewaltsamen Tod des algerischen Asylbewerbers Farid Guendoul gewesen: „Was hat

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Trees on the Roof: Music without movies

Music without movies

Manchmal muss man auch bis auf den Grund eines Sees sehen, um dann festzustellen, dass in ihm kein Wasser ist. Ist das nicht bitter? Die CD mit „Music without movies” gehört von sich aus gesehen in die Kategorie: Easy listening. Darüber müssen wir mal wirklich reden. Easy ist dabei nämlich gar nichts. Jedes Stück klingt hier tatsächlich so, als entstammte es einer x-beliebigen Filmproduktion zu der dann ästhetisch niederschwellige Musik produziert wird, die man irgendwie schon zu kennen glaubt, obwohl kein Ton auf dem anderen sitzt. Easy wird mit der

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Volkmann: Dreams to come

Volkmann: Dreams to come

Entschuldigen Sie mal bitte, lassen Sie uns durch. Wir haben etwas zu sagen. Und los geht es mit einer eruptiven Musik, die ich lange schon nicht mehr so gehört habe. Es wird losgerotzt auf einem Perkussionsbett, es rockt danach wie aus der Garage. Eine emotionale Triebfabrik wie man sie im wohldosierten und hochschultonfallkomplexen großen Klangpool des jungen gegenwärtigen Jazz so bitter nötig hat. Der Mythos des politisch engagierten Jazz lebt und er ist ungeglättet rotzig, übertrieben, exzessiv – wie als ob man mit purer Gewalt gegen eine ästhetische Wand zu

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WOODEN PEAK - Human | Machine | Nature

WOODEN PEAK – Human | Machine | Nature

„Human | Machine | Nature ist eine elektroakustische, klangarchäologische Komposition von Sebastian Bode und Jonas Wolter. … Dreh- und Angelpunkt von Human | Machine | Nature ist die ehemalige Brikettfabrik Werminghoff, heute bekannt als Bergbaumuseum Energiefabrik Knappenrode, unweit von Hoyerswerda. Anfang der neunziger Jahre wurde die Fabrik im Zuge der politischen Wende stillgelegt und wenig später in kaum verändertem Zustand als Museum eröffnet.“ Die Autoren fragen, was wohl passiert, „wenn die Sounds aus alten Tagen zurückkehren und mit Musik und Klängen von heute verschmelzen?“ Man könnte es einfach beantworten: Nichts

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Richardson: Afrofuturism

Richardson: Afrofuturism

Bescheidenheit sieht anders aus: „Frank Zappa, Queen, Brian Wilson and Radiohead meets Schoenberg in a sci-fi 80s lounge“. So, so! Man könnte auch sagen, warum nicht mal einen musikalischen Thermomix experimentell nutzen, statt mit vorgeschriebenen Rezepten und warum die Zutaten eigentlich abmessen. Alles geht, alles muss rein. Nachher klingt es halt, wie es schmeckt. Dieser Mut wird leider ästhetisch nicht belohnt, sondern bleibt auch musikalisch reine Matschepampe. Mit dem Hype-Wording „Afrofuturism“ springt man zwar auf den Zug einer Jazzmodischkeit auf, aber am Ende klingt es hier doch wie nur schlechtbezahlte

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Istanbul 1900

Cavus & Dirks: Istanbul 1900

Neun Miniaturen zu einem Bildnis der Metropole Istanbul verdichten die beiden Gitarristen auf einer so sanfte und zarte Weise, dass man in diese Musik einschlüpfen kann, wie in eine Erzählung. Die beiden Musiker sind hier Geschichtenerzähler, die wie eine Person agieren, die eben nur mit vielen Ohren hört und mit vielen Augen sieht und mit größter Vorsicht ihre Geheimnisse preisgibt, wenn auch nicht eben alle. Die neun „Bilder“ haben ein bisschen den Klang des Orients in sich aufgehoben, wie Istanbul hier besonders durch seine Geschichte als einer Vergangenheit um 1900

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BLK2LIFE – A Future Past

BLK2LIFE – A Future Past

Eine Platte mit großem Anspruch, will man doch die Substanz afro-amerikanischer Musik- und Jazzgeschichte im Rahmen des Weltgeflechts zum Ausdruck bringen. Jazz, Funk, Politics im Gewand der kommerziellen musikindustriellen Verwertung. Wie geht das? Der amerikanische Trompeter und Bandleader Theo Crocker hat sich zu diesem Zweck zahlreiche Gäste geladen wie Ari Lennox, Charlotte Dos Santos, Malaya oder Gary Bartz und Wyclef Jean. In der „Produktbeschreibung“ wird hypostasiert: „BLK2LIFE || A FUTURE PAST feiert (…) nicht nur die afrikanische Herkunft, sondern ist letztlich eine Wiederaneignung dieser Kultur durch Kultur.“ In Zeiten, wo

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York: Souljazz Experience Vol. 1

York: Souljazz Experience Vol. 1

Später Ableger der ganzen Jazz-Pop-Wellen seit den 70er-Jahren. Soll und kann uns nur recht sein. Wenn die Musiker:innen und die Faktur des Ganzen in sich stimmig ist und der Wipp- und Wuppfaktor unvermeidliche Höhenflüge annimmt. Selbstbeschreibung passt: “The album also features a number of top-class guest musicians, making The Soul Jazz Experience Vol. 1. a truly feel-good experience.” Dabei muss das Ergebnis ja nicht zwingend in flachem und unwiderstehlichem Mitgesummse bestehen. Einzelne Tracks zeigen nicht nur eine grandiose Art des Kunst des Arrangierens und musikalischen Ausagierens, sondern eine Tiefe, die

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Kevin Brady Electric Quartet: Plan B

Kevin Brady Electric Quartet: Plan B

Wer einen Plan B hat, hatte auch einen Plan A. Plan A des Kevin Brady Electric Quartets kennen wir nicht, er liegt nicht vor. Track „Plan B“ allerdings ist ein müdes Stück Musik, dass man nur hoffen kann, Plan C funktioniert mal besser. Nein, man wird nicht so recht froh mit dieser Platte, die doch nach eigenem Bekunden so Großes will: “Brady’s ambition was to record an album that consisted of new, original compositions that explore improvisation in an electric quartet format. While tipping their collective hat to the music

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Kupke/Zerbe: Monalisa

Kupke/Zerbe: Monalisa

Eine kleine Serenade von Pretiosen musikalischer Improvisationen. Klarinette und Klavier teilen hier nicht nur die beiden ersten Buchstaben, sondern ihr Faible den unsingbaren Rest. Ein spätes Produkt aus dem Gewächshaus der Ehrerbietung an Hanns Eisler. Hier aber nicht in den vier Fäusten für jenen mit der Wildheit, wie sie Heiner Goebbels und Alfred Harth in direkter Konfrontation ausgebildet haben. Sondern wie durch mehrere Schleier gefiltert in der Tradition des Klavierliedes – nur eben statt mit Stimme mit Klarinette. Kein Wunder also, dass in der „Mahlerei“ auch dessen Liebsubstanz zum Schwingen

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