18. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Night on Earth / Ulf Schneider

Night on Earth / Ulf Schneider

Bevor es mit der Welt zu Ende geht, rasch noch ein paar schöne Stücke zur guten Nacht – diese Gedanken stellen sich nicht nur angesichts des Covers ein. Zum Glück ist es aber noch nicht so weit. Und so bleiben nur die dunklen Stunden des Übergangs, die schon immer den Geist und die Geister angeregt haben, im Sommer sternenklar romantische Gefühle evozieren und im Winter bei Vollmond alles bitterkalt gefrieren lassen. Einige der nächtlichen Geheimnisse vermag dieses Album vielleicht etwas näher zu fassen, jedenfalls beleuchtet es die Nacht auf 27

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Klavier für Kinder / Corinna Simon

Klavier für Kinder / Corinna Simon

Bei dem Thema Musik für Kinder kommt man an diesem Album aus dem Jahr 2019 zunächst einmal nicht vorbei. Es präsentiert in knapp 132 Minuten eine von der Pianistin Corinna Simon kuratierte (und interpretierte) Auswahl – nicht nur an Komponisten und Sammlungen, sondern auch einzelne Stücke aus derlei mehr oder weniger zusammenhängenden Folgen. Und doch: Was ist das überhaupt für ein Repertoire «für Kinder», das hier eingespielt wurde? Die definitorische Schwierigkeit lässt ich schon an Robert Schumanns Kinderszenen op. 15 und dem Album für die Jugend op. 68 (in zwei

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The British Line

The British Line

Bei manchem Album kann man sich über die angegebene Spielzeit wundern. Oft genug ist sie mit nur knapp einer halben Stunde (!) verstörend kurz, viel zu selten geht sie mit mehr als 80 Minuten an die äußersten Grenzen des technisch Machbaren. Die letzte der 16 CDs dieser «britischen» Box erreicht tatsächlich nahezu diese Marke – und sie wird vielleicht die am meisten aufgelegte sein: die Last Night of the Proms der 100. Saison. Was für ein wahrlich britisch-englisches Spektakel, dessen ungebrochener Nationalstolz den Kontinental-Europäer tief beeindruckt – und nachvollziehbar macht,

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Very British

Very British

Knapp vier Minuten Musik sorgen dafür, dass dieses Album seinen Titel rechtfertigen kann. Denn neben «Klassikern» der englischen «Music for Strings» ist auch etwas von dem walisischen Komponisten Karl Jenkins (geb. 1944) zu hören, das man aus ganz anderen Zusammenhängen kennt – und wiedererkennt: Sein Allegretto untermalte Anfang der 1990er Jahre funkelnde Diamanten-Werbung von De Beers. Dass der Satz später in ein dreisätziges, mit Palladio überschriebes Concerto grosso integriert wurde, ist dem Booklet zu entnehmen, nur dass eben auch in diesem Fall (wie in allen anderen aktuell verfügbaren Einspielungen auch)

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British String Quartets

British String Quartets

Manchmal wundere ich mich schon sehr, wenn eine allzu wohlfeile Box bereits vor(!) der eigentlich letzten Folge einer Serie erscheint – und die treuen Käufer so gewissermaßen doppelt betrogen werden: Erst investieren sie über die Jahre viel Geld in den Erwerb der Einzelveröffentlichungen, und am Ende haben sie in diesem Fall noch nicht einmal einen zeitlichen Vorteil genossen. Da sollten die Marketing-Experten noch einmal bei Joseph Haydn in die Lehre gehen, der sehr gezielt und mit nachhaltigem Erfolg seine Streichquartette zunächst exklusiv in Abschriften willigen Subskribenten anbot und dann –

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The British Project

The British Project

Da ist auch schon der erste Sündenfall. Dieses Album müsste eigentlich «The English Project» heißen – von schottischen, walisischen oder aus dem nördlichen Irland stammenden Komponisten keine Spur! Aber wem außerhalb des europäischen Kontinents will man derartige «Kleinigkeiten» von der Insel zumuten, wo doch vielerorts auch die «Bavarian Culture» als die ursprüngliche und ureigen deutsche durchgeht? – Die Zusammenstellung dieses «britischen» Projekts ist jedenfalls ziemlich düster. Rein gar nichts ist von dem selbstbewussten spätviktorianischen Ton der Jahrhundertwende präsent, viel eher wird hier die dunkle Schattenseite der Geschichte präsentiert. Elgars melancholische

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