4. Juni 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Igor Levit / Fantasia

Igor Levit / Fantasia

Noch einmal Fantasien – wenigstens auf dem Cover dieses Doppelalbums. Denn neben der Chromatischen Fantasie und Fuge von Johann Sebastian Bach und Ferruccio Busonis Fantasia contrappuntistica stehen Franz Liszts monumentale Sonate h-Moll wie auch Alban Bergs einsätzige Sonate op. 1 auf dem Programm. Fraglos eine dramaturgisch radikale Entscheidung (was soll danach noch kommen?), pianistisch aber mit Sicherheit eine tour de force. Den vier Schwergewichten auch noch vier kurze Encores zur Seite zu stellen, ist eigentlich eine schöne Idee, wenn da nicht der Beipackzettel des Labels Igor Levit selbst zitieren würde.

Teil 4 von 4 in Michael Kubes HörBar #106 – Fantasien
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Georg Arzberger / Fantasie

Georg Arzberger / Fantasie

In der Kammermusik des 19. Jahrhunderts kommt am an Robert Schumanns Fantasiestücken op. 73 nicht vorbei. Dies gilt in erster Linie für alle Klarinettist:innen, aber auch für die Violine und das Violoncello gibt es von den drei hinreißenden Sätzen originale Adaptionen. Doch sie beflügelten auch die Fantasie anderer Komponisten jener Zeit: Nicht zufällig finden sich weitere Werke identischen Titels und ähnlichen Charakters, während es von Schumanns Märchenbildern op. 113 und Märchenerzählungen op. 132 keine direkten Nachfolger gibt. Freilich ist die Idee nicht neu, die schon rezeptionsgeschichtlich zusammengehörigen Fantasiestücke verschiedener Tonsetzer

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #106 – Fantasien
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Alexander Melnikov / Fantasie

Alexander Melnikov / Fantasie

Die Angaben auf dem Cover entspringen nicht der Fantasie – sie sind selbst fantastisch. Zu hören sind tatsächlich sieben Komponisten und sieben Instrumente. Dass es am Ende acht Werke sind, kann man verzeihen, es spielt auch keine Rolle. Es ist (das sei gleich gesagt) ein Album, wie man es sich nicht besser, instruktiver und verständiger denken kann, und das am Ende zeigt, wie notwendig es ist, Kompositionen für Clavier auf den jeweils zeitgenössischen Instrumenten zu interpretieren – oder zumindest von diesen aus klanglich zu abstrahieren, besonders dann, wenn es ans

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #106 – Fantasien
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Maximilian Schairer / Gloaming

Maximilian Schairer / Gloaming

Wie kann man die Raunächte am Jahreswechsel musikalisch besser überstehen als mit Fantasien – zumal wenn das Album unter dem passenden Motto Gloaming (Dämmerung) steht? Fraglich bleibt allerdings, was oder wem es hier dämmert. Sind es die Werke selbst, die im weitesten Sinne fantastische Welten eröffnen? Oder bezieht sich die Dämmerung auf den jungen Maximilian Schairer, der mit dieser Debüt-CD bei hänssler classic in den Ring aufstrebender Pianisten steigt? Respekt verdient zunächst das ausgewählte Repertoire, das ganz unterschiedliche Perspektiven bietet: Schuberts Wanderfantasie als zyklisches Schwergewicht, Beethovens Mondschein-Sonate als Evergreen, eine

Teil 1 von 4 in Michael Kubes HörBar #106 – Fantasien
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Hans Christian Lumbye / Champagne!

Hans Christian Lumbye / Champagne!

Gleich ob Silvesterabend oder Neujahrs-Matinée: Oft genug sind die Programme zu diesen beiden fest gesetzten Konzertterminen vorhersehbar. Wer es eher emphatisch mag, der wird mit Beethovens «Neunter» bestens bedient, wer sich hingegen eher unterhalten möchte (bitte: im besten Sinne des Wortes!), der findet bei der Familie Strauß genug und noch mehr. Kaum jemand wird all die wunderbaren Melodien und mitunter verblüffenden Titel präsent haben. Aber es gab im 19. Jahrhundert auch im Norden einen Meister, der sehr ernsthaft das Repertoire der heiteren Musik mit herausragenden Kompositionen erweiterte, aber in Wien

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Rimsky-Korsakow / Christmas Eve

Rimsky-Korsakow / Christmas Eve

Die Opern von Nikolai Rimsky-Korsakow (1844-1908) gehören leider nicht zum ständig gespielten Repertoire. Noch seltener gelangte bisher sein opulenter Vierakter Die Weihnacht oder auch Heiligabend auf die Bühne – in Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters sucht man das Werk ebenfalls vergeblich. Dass es sich allerdings um ein Juwel handelt, zeigte 2021/22 das Frankfurter Opernhaus in doppelter Weise: mit einer umjubelten und dann auch ausgezeichneten Inszenierung sowie einer musikalisch auf (gewohnt) sehr hohem Niveau stehenden Realisation unter der Stabführung von Sebastian Weigle. Die märchenhafte Geschichte ist alles andere als einfach nachzuerzählen (und

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #105 – Weihnachten
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Rachmaninow / The Complete Edition

Rachmaninow / The Complete Edition

Es ist seit Jahrzehnten eine schöne Tradition, zu runden Feier- und Gedenktagen eines Komponisten die eine oder andere «Box» mit «gesammelten Werken» herauszubringen. Oft genug wurden und werden dafür die gut gefüllten Archive noch einmal gründlich durchforstet. Die dabei verfolgten Philosophien und Ziele (mit all ihren Unterschieden) zeigten sich vor allem im Beethoven-Jahr 2020. Bei Rachmaninow ist heuer die Sache um vieles einfacher – vielleicht auch, weil sich das Œuvre übersichtlicher darstellt und neben den Hauptwerken in den großen Gattungen eben doch nur wenig anderes steht. So legte vor ein

Teil 4 von 4 in Michael Kubes HörBar #101 – Rachmaninow 150
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Klavierkonzert Nr. 2 / Kirill Gerstein

Klavierkonzert Nr. 2 / Kirill Gerstein

Wie sympathisch! Auf dem Cover dieses Albums steht Rachmaninow 150 – da freut sich das Hörbar-Herz in dieser Woche. Darüber hinaus ist auch sonst vieles am Artwork anders: Verwachsene und vom Sturm abgebrochene Bäume und Gestrüpp, bedeckt von den Resten winterlichen Schnees. Wenig beschönigend. So viel Understatement ist heute selten, zumal wenn es um einen 150. Geburtstag geht. Die aufgezeichneten Werke sind allerdings nur bedingt originell. Wieder einmal wird ein altes Schlachtross ins Feld geführt: das Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18. Wobei: Es handelt sich um den Mitschnitt des

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Sinfonien Nr. 2 & 3 / Yannick Nézet-Séguin

Sinfonien Nr. 2 & 3 / Yannick Nézet-Séguin

Bei der Deutschen Grammophon setzt man seit einiger Zeit nahezu gänzlich auf den kanadischen Dirigenten Yannick Nézet-Séguin. Kaum entkommt man seiner diskographischen Präsenz, sei es mit Beethoven und Bernstein, Mendelssohn, Mozart oder Mahler, Prokofjew oder Schostakowitsch, Florence Price oder in diesem Fall: Rachmaninow. Den Klavierkonzerten mit Daniil Trifonov folgen nun die Sinfonien; hier zum Abschluss die Nr. 2 op. 27 (1906/07) und Nr. 3 op. 44 (1935/38). Vermutlich steht demnächst Orchestrales von Brahms ins Haus, jedenfalls wurden dessen Sinfonien mit dem bewährten Chamber Orchestra of Europa im Sommer 2022 und

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #101 – Rachmaninow 150
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Klavierkonzerte 1 & 4 / Boris Giltburg

Klavierkonzerte 1 & 4 / Boris Giltburg

Fraglos kennt Boris Giltburg «seinen» Rachmaninow. Vielfach hat er die Klavierkonzerte live aufgeführt und auch für das Label Naxos eingespielt: die Nr. 2 und 3 (wahre Schlachtrösser) gemeinsam mit Carlos Miguel Prieto und dem Royal Scottish National Orchestra. Für die bisher noch ausstehenden Nummern wurden allerdings die Truppen gewechselt: In der letzten Folge spielt das Philharmonische Orchester aus Brüssel unter Vassily Sinaisky. Nun sind seit den fulminanten Einspielungen der beiden Konzerte Nr. 2 und 3 (2016) nicht nur einige Jahre vergangen, sondern (gefühlt) eine gar nicht so kleine Epoche –

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #101 – Rachmaninow 150
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Trio élégiaque / Trio RoVerde

Trio élégiaque / Trio RoVerde

„Rachmaninow wurde aus Stahl und Gold geschaffen: Stahl in den Händen und Gold im Herzen.“ – Ein wunderbares Bonmot des aus Krakau stammenden Pianisten Józef Hofmann, der damit die wesentlichen Charakterzüge von Sergei Rachmaninow als ausübenden Pianisten beschrieben hat. Neben seinen Einspielungen sind es heute aber vor allem seine Werke, die in Erinnerung geblieben und im Konzertsaal präsent sind. In diesem Jahr vielleicht sogar mehr als gewöhnlich, denn Rachmaninow wurde vor 150 Jahren in einer Kleinstadt südlich von St. Petersburg geboren; gestorben ist er im Herbst einer langen Doppel-Karriere vor

Teil 1 von 4 in Michael Kubes HörBar #101 – Rachmaninow 150
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Burgmüller / Etudes op. 100

Burgmüller / Etudes op. 100

Das Hörbar–#100-Jubiläum endet mit Etüden. Man möge sich dabei bitte nichts weiter denken – nur wenige passende Werke und kaum Einspielungen waren zu finden. Hier sind es nun die 25 leichten und progressiven Stücke op. 100 von Friedrich Burgmüller. Auch in diesem Fall dürfte die Opuszahl eine Laune des Zufalls oder des Verlegers gewesen sein. Man glaubt es kaum: Diese Etüden liegen noch heute auf! Mancher wird sich an die eigene Klavierstunde erinnern, wird möglicherweise Glück und Unbehagen zugleich spüren; denn seither hat wohl kaum einer die kleinen Charakter-Exerzitien wieder

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #100 – Hörbar100
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