19. Dezember 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Pierre Boulez – Anthèmes

Pierre Boulez – Anthèmes

Dass sich einzelne Kompositionen von Pierre Boulez auch unmittelbar verständlich machen können, beweist diese ältere, noch immer als physisches Album erhältliche Einspielung von drei Werken, die kompositorisch (dem Material nach) oder auch technisch (in der Verwendung von Zuspiel und Live-Elektronik) in enger Beziehung zueinander stehen: Aus Anthèmes 1 für Violine Solo (1991 als Pflichtstück für einen Wettbewerb entstanden, wurde wenige Jahre später mit Anthèmes 2 (1995) eine komplexe Partitur, bei der damals neueste Verfahren computergenerierter Klänge in das Spiel eingreifen, es bereichern, es nach festgelegten Verfahren kommentieren. In den Dialogue

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Pierre Boulez – Œuvres complètes

Pierre Boulez – Œuvres complètes

Erstmals 2013 erschienen, wurde diese Box zum 100. Geburtstag von Pierre Boulez noch einmal „limitiert” aufgelegt und mit anderen Bestellnummern versehen. In Zeiten des niedergehenden Fachhandels dürfte das freilich kaum jemand bemerken, es sei denn, man schaut in die von vielen fleißigen und zuverlässigen Händen erhobenen Daten bei discogs.com. Was nach den zwölf dazwischenliegenden Jahren sofort ins Auge fällt: Der einstige Blick auf das Schaffen (Œuvres complètes) wird auf dem Kästchen nun und im Rahmen einer noch größeren Gesamt-Edition geradewegs personalisiert (The Composer). Angesichts einer weit verbreiteten Unkenntnis des Œuvres

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Pierre Boulez – Livre pour quatuor

Pierre Boulez – Livre pour quatuor

Ein wirklich besonderes Album, das am Ende einer mit ihm verbundenen Werkgenese steht. Schon bei seiner Gründung setzte sich das Quatuor Diotima mit dem Livre pour quatuor auseinander, später kam es gar zu einer intensiven Zusammenarbeit mit Pierre Boulez in Baden-Baden, aus der eine Revision der Partitur hervorging (2012). Für einen Konzertzyklus sollten dann die einzelnen Sätze zwischen Werken von Schönberg und Beethoven stehen – ein Vorhaben mit gattungsgeschichtlicher Tiefe, für das allerdings der unvollendete vierte Satz fehlte. Boulez machte das bereits archivierte Material zugänglich, konnte die eigene Revision jedoch

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Pierre Boulez. The Complete Columbia Album Collection

Pierre Boulez. The Complete Columbia Album Collection

Bereits 2017 in den Handel gekommen (und aktuell noch immer verfügbar), mutet diese 67 CDs umfassende Box der (nahezu vollständigen) frühen Einspielungen wie ein ungeschliffenes Juwel an. Auch wenn sich viele der Alben bereits in dieser oder jener Form im Regal befinden, denn mit der wegweisenden Übernahme der traditionsreichen Columbia Records durch die Sony im Jahr 1988 begann auch eine heute anhaltende vielfältige Auswertung des Back-Katalogs, ist diese Zusammenstellung dann doch einmalig. Anlass für die opulente Veröffentlichung war das 50-jährige Jubiläum der ersten Produktion eines Werkes unter der Leitung von

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Art'Ventus Quintet – Swiss Treasures

Art’Ventus Quintet – Swiss Treasures

Der Werkbestand ist weder vergleichbar noch in seiner Breite exzeptionell – und wird dennoch unter Kennern das Bläserquintett als dem Streichquartett vergleichbar angesehen. Dabei unterscheidet es sich zwar durch seine traditionelle Besetzung mit Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott hinsichtlich seiner klanglichen Homogenität, doch hat die Besetzung dank der Werke von Franz Danzi und Anton Reicha eine vergleichbare geschichtliche Perspektive. Das zeigt auch dieses Album mit Werken aus dem Schweizer Schatzkästlein, die wie auch anderswo durch einzelne Kompositionen und ihre Besetzung zusammengehalten werden. Hier nun sind es mehrsätzige Werke von

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Polnische Sinfonik – Royal Scottish National Orchestra

Polnische Sinfonik – Royal Scottish National Orchestra

Auf diversen Alben schon länger vertreten – doch im Konzertsaal noch immer unterrepräsentiert. So lässt sich wohl der Status polnischer Musik der Moderne und jüngsten Vergangenheit beschreiben. Dabei gibt es doch eine Reihe von Namen und Kompositionen, die eigentlich schon lange zum Repertoire gehören (sollten). Umso erfreulicher ist es, dass mit dieser Produktion aus Glasgow ein wirklicher Live-Mitschnitt veröffentlicht wird. Und man kommt aus dem Staunen und Hören nicht heraus, was hier vom Royal Scottish National Orchestra unter der Leitung von Thomas Søndergård zuhören ist. Aufnahmetechnisch brillant und in nahezu

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Jazz Violin Concertos

Jazz Violin Concertos

Der Titel wirkt auf mich ein wenig irritierend. Denn er suggeriert eine stilistische Definition, die so nicht gegeben ist und die auch auf die Bezeichnungen der hier eingespielten drei Partituren verweist. Tatsächlich wird man am ehesten noch das mehrteilige Konzertstück Wings (kein Konzert!) von Friedrich Gulda (1930–2000) als ein «Jazz Concerto» aufrufen, weil es von den Gegensätzen und im letzten Abschnitt von der «rythm section» lebt. Herbert Berger hingegen (*1969) nannte sein «Konzert» Metropoles Suite, Sabina Hank (*1976) das ihre Three Songs for an Abandoned Angel. Was alle drei Kompositionen

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Jazzissimo

Jazzissimo

Ein Album, dessen Titel am Ende etwas zu kurz greift. Denn ob wirklich alles «Jazzissimo» ist, darf man am Ende für sich entscheiden. Was ist beispielsweise an der Carmen-Fantasy von Alexander Rosenblatt «Jazz» – oder doch «nur» Kolorit? Will man die zweite Violinsonate von Maurice Ravel wirklich allein unter dem Etikett «Jazz» subsumiert wissen? Wohl kaum. Und die bekannte Nummer Le boeuf sur le toit von Darius Milhaud lässt sich auch mit einem großen Anteil «à la» hören. Und so kommt wieder die Frage: Was wurde zu welchem Zeitpunkt als

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jazz – Akhunov / Poulenc / Messiaen

jazz – Akhunov / Poulenc / Messiaen

Heute stellt sich mitunter die Frage, was wirklich unter «Jazz» zu verstehen ist. In den 1920er und 1930er Jahren war es anders: Damals wurde vieles allzu großzügig unter diesem Label subsumiert – in der Literatur, in der bildenden Kunst, aber auch in der Musik. Oft genügte das bloße Ausbrechen aus festen (oder als fest empfundenen) oder auch nur tradierten Formen. In der Literatur jedoch wurde der Jazz selbst zum Thema gemacht, dann aber bezog er sich meist auf den Tanzjazz mit Tango, Boston und Shimmy. In der bildenden Kunst taucht

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Friedrich Gulda – Jazz

Friedrich Gulda – Jazz

Dieses Album mit Aufnahmen aus den Archiven des SWR gleicht einer Zeitreise. Daher zunächst: Dass Friedrich Gulda (1930–2000) ein Reisender zwischen den Stilen war, ist vermutlich auch noch heute allgemein bekannt – nur dass es dafür noch immer an weithin klingenden Beweisen fehlt. Diese werden nun nachgeliefert. Und ich finde: Mit der Sinfonie in G landet man wirklich in den Anfängen der 1970er Jahre und einem authentischen Lebensgefühl, das einem gleichermaßen vertraut wie fremd erscheint. Sowohl der Jazz als auch die «klassische» Musik haben sich abseits der Avantgarde längst in

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Arvo Pärt – Credo

Arvo Pärt – Credo

Auch wenn der Titel des Albums zunächst nur auf eine im Jahe 1968 vollendete Partitur abzielt, so ist er doch weit umfassender. Er umfängt das nun schon neun Dekaden umfassende Leben von Arvo Pärt, aber eben auch sein Schaffen. Dem «ich glaube» ist nämlich auch die umfassende «Glaubwürdigkeit» seiner Musik an die Seite zu stellen – von der frühen avantgardistischen Periode über eine Phase mit neoklassizistischen Experimenten bis hin zu all den Werken, mit denen er seit einem halben Jahrhundert ein breites und von ganz verschiedenen Voraussetzungen kommendes Publikum erreicht.

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