4. November 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Jazz Violin Concertos

Jazz Violin Concertos

Der Titel wirkt auf mich ein wenig irritierend. Denn er suggeriert eine stilistische Definition, die so nicht gegeben ist und die auch auf die Bezeichnungen der hier eingespielten drei Partituren verweist. Tatsächlich wird man am ehesten noch das mehrteilige Konzertstück Wings (kein Konzert!) von Friedrich Gulda (1930–2000) als ein «Jazz Concerto» aufrufen, weil es von den Gegensätzen und im letzten Abschnitt von der «rythm section» lebt. Herbert Berger hingegen (*1969) nannte sein «Konzert» Metropoles Suite, Sabina Hank (*1976) das ihre Three Songs for an Abandoned Angel. Was alle drei Kompositionen

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Jazzissimo

Jazzissimo

Ein Album, dessen Titel am Ende etwas zu kurz greift. Denn ob wirklich alles «Jazzissimo» ist, darf man am Ende für sich entscheiden. Was ist beispielsweise an der Carmen-Fantasy von Alexander Rosenblatt «Jazz» – oder doch «nur» Kolorit? Will man die zweite Violinsonate von Maurice Ravel wirklich allein unter dem Etikett «Jazz» subsumiert wissen? Wohl kaum. Und die bekannte Nummer Le boeuf sur le toit von Darius Milhaud lässt sich auch mit einem großen Anteil «à la» hören. Und so kommt wieder die Frage: Was wurde zu welchem Zeitpunkt als

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jazz – Akhunov / Poulenc / Messiaen

jazz – Akhunov / Poulenc / Messiaen

Heute stellt sich mitunter die Frage, was wirklich unter «Jazz» zu verstehen ist. In den 1920er und 1930er Jahren war es anders: Damals wurde vieles allzu großzügig unter diesem Label subsumiert – in der Literatur, in der bildenden Kunst, aber auch in der Musik. Oft genügte das bloße Ausbrechen aus festen (oder als fest empfundenen) oder auch nur tradierten Formen. In der Literatur jedoch wurde der Jazz selbst zum Thema gemacht, dann aber bezog er sich meist auf den Tanzjazz mit Tango, Boston und Shimmy. In der bildenden Kunst taucht

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Friedrich Gulda – Jazz

Friedrich Gulda – Jazz

Dieses Album mit Aufnahmen aus den Archiven des SWR gleicht einer Zeitreise. Daher zunächst: Dass Friedrich Gulda (1930–2000) ein Reisender zwischen den Stilen war, ist vermutlich auch noch heute allgemein bekannt – nur dass es dafür noch immer an weithin klingenden Beweisen fehlt. Diese werden nun nachgeliefert. Und ich finde: Mit der Sinfonie in G landet man wirklich in den Anfängen der 1970er Jahre und einem authentischen Lebensgefühl, das einem gleichermaßen vertraut wie fremd erscheint. Sowohl der Jazz als auch die «klassische» Musik haben sich abseits der Avantgarde längst in

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Arvo Pärt – Credo

Arvo Pärt – Credo

Auch wenn der Titel des Albums zunächst nur auf eine im Jahe 1968 vollendete Partitur abzielt, so ist er doch weit umfassender. Er umfängt das nun schon neun Dekaden umfassende Leben von Arvo Pärt, aber eben auch sein Schaffen. Dem «ich glaube» ist nämlich auch die umfassende «Glaubwürdigkeit» seiner Musik an die Seite zu stellen – von der frühen avantgardistischen Periode über eine Phase mit neoklassizistischen Experimenten bis hin zu all den Werken, mit denen er seit einem halben Jahrhundert ein breites und von ganz verschiedenen Voraussetzungen kommendes Publikum erreicht.

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Arvo Pärt – For Arvo

Arvo Pärt – For Arvo

Ein Komponistenleben «in a nutshell». Denn Georgijs Osokins reist mit diesem Album durch den gesamten Klangkosmos von Arvo Pärt, der auch all jene Werke umfasst, die vor den 1970er Jahren und dem Tintinnabuli-Stil entstanden sind. Man hat fast den Eindruck, es wären nicht nur zwei ganz unterschiedliche, sondern mehr noch gegensätzliche Œuvres versammelt. Wenn da nicht hier und da einige Klänge, Gesten und Pausen wären, die beim Hören wie eine viele Lichtjahre entfernte Vorahnung erscheinen (etwa im Larghetto der Partita op. 2), sich dann aber in einem anderen Kontext ganz

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Arvo Pärt – Passio

Arvo Pärt – Passio

Bei der sehr eigenen, beinah ikonischen Musik von Arvo Pärt stellt sich oft die Frage: Wann war die erste Begegnung? Ich selbst kann mich noch gut daran erinnern, wie ich „Fratres” zum ersten Mal hörte – als Musik zu einem Abspann eines Dokumentarfilms(?) in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre. Das war auch die Zeit, in der seine Musik im Tintinnabuli-Stil, die ganz in sich ruhend wirkt, fast wie ein Ausdruck der Zeit wirkte. Das ist freilich längst Vergangenheit – doch wer die bei ECM erschienenen CDs mit Paul Hillier

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Igor Levit – Tristan

Igor Levit – Tristan

Erratisch, verlassen und in Silbergrau gehüllt. Das Cover könnte die umfassende programmatische Trostlosigkeit der eingespielten Werke kaum besser fassen. Denn «Tristan» geht zwar vom dritten Liszt’schen Liebestraum aus, durchkämmt aber mit Hans Werner Henzes Tristan, Wagners Vorspiel, Mahlers Adagio aus der 10. Sinfonie und Liszt Harmonies du soir einen dunkel glühenden Kosmos. Der etwas seltsam anmutende Aspekt dabei ist, dass für Henzes sechsteilige Fantasie, in der das Klavier nur bedingt einen tragenden Part einnimmt, das Gewandhausorchester hinzugezogen wurde, während das Vorspiel und das Adagio in modernen zweihändigen Arrangements gespielt werden.

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Malcolm Arnold –The Padstow Lifeboat

Malcolm Arnold –The Padstow Lifeboat

Malcolm Arnold (1921–2006) komponierte nicht nur neun Sinfonien, sondern auch zahlreiche weitere sinfonische Werke. Nun hat Chandos ein wunderbares Supplement zur Gesamteinspielung herausgebracht: eine Reise durch das Œuvre von einem der ersten Werke (Larch Trees op. 3, 1943) bis hin zum gewichtigen Philharmonic Concerto op. 120 (1976), das ursprünglich für das London Philharmonic Orchestra entstand, in dem Arnold übrigens zunächst als Trompeter wirkte. In 70 Minuten wird hier eine erstaunliche Bandbreite vorgestellt, die in typisch britischer Art der Avantgarde der Zeit sehr fernsteht, die trotz ihrer bisweilen sogar unterhaltenden Qualitäten

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Simeon ten Holt – Jeroen van Veen

Simeon ten Holt – Jeroen van Veen

Ein Projekt, das sich nahtlos in die Diskographie von Jeroen van Veen einfügt. Denn der Niederländer hat sich als Pianist ganz (wenn auch nicht ausschließlich) der minimalistischen und repetitiven Musik verschrieben. Und er spielt die Werke mit einer Poesie, die wiederum selbst als prägend bezeichnet werden muss. Selten agitativ, sondern für gewöhnlich in einem weichen, warmen Wattebad nimmt er sich gerne auch Zeit für enzyklopädische Einspielungen – immer unterstützt vom Label Brilliant Classics. Eine feine Symbiose, die offenbar vieles erst möglich macht. So wie diese Box mit 20 CDs und

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Costin Miereanu – Poly-Art Recordings 1976-1982

Costin Miereanu – Poly-Art Recordings 1976-1982

ES SIND DIE 70ER-JAHRE! Costin Miereanu mit seiner Art der elektronischen Musik eher an Seitenflügel der Popularmusik wie von Tangerine Dream, Pink Floyd, Jean-Michel Jarre, Michael Rother, Dieter Moebius, Hans-Joachim Roedelius, Brian Eno (nicht so sehr Kraftwerk) an und verbindet sich eher mit Terry Riley als Iannis Xenakis.

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