2. Juli 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Ukho Ensemble Kyiv – Gérard Grisey: Vortex Temporum

Ukho Ensemble Kyiv – Gérard Grisey: Vortex Temporum

So abbrausend wird hier die Musik entfaltet, wie es das in der jüngeren Geschichte der Musik der Gegenwart selten zu finden ist. Ende des zweiten Teils rauscht es in eine Unendlichkeit doch eines unfasslichen Ungefährs. So viel Buntheit neben und in so vielem Grauen. Das «Ukho Ensemble Kyiv» rückt dagegen erschütternd nahe an die Hörer:innen durch die Abmischung heran.

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Flash Ensemble

Flash Ensemble

Seit einiger Zeit taucht immer wieder Musik von László Lajtha (1892–1965) im Katalog der Neuerscheinungen auf dem Tonträgermarkt auf. Ich erinnere mich etwa an seine Sinfonien, die in nur «mittelguten» Interpretationen nicht so recht klingen wollen. Denn Lajtha hat eine sehr eigene musikalische Sprache und Grammatik entwickelt, die sich irgendwo zwischen dunklem Timbre, volksmusikalischen Quellen und französisch inspirierter Leichtigkeit bewegt. Vor jeder Einspielung sollteman sich also erst einmal gründlich einhören und dem Tonfall nachspüren. Genau dies hat das Flash Ensemble auf sehr glückliche Weise getan. Das Album ist eine Werbung

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #155 – Streichtrios
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Trio Boccherini

Trio Boccherini

Betrachtet man die Liste der hier eingespielten Werke, gewinnt man den Eindruck, Ungarn sei ein Land des Streichtrios gewesen. Bei näherer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass es sich bei den vier eingespielten Werken allein dem Titel nach um zwei Serenaden (László Weiner und Dohnányi), ein Intermezzo (Kodály) sowie ein «Streichtrio» handelt, das Leó Weiner noch als Student an der Franz-Liszt-Akademie komponierte. Es handelt sich um eine Mischung der Gattungen (neutral nach Besetzung vs. atmosphärische offene Form), wie sie sich auch bei László Lajtha (1892–1963) finden lässt. Dieses Phänomen wird freilich

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #155 – Streichtrios
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Leipziger Streichtrio

Leipziger Streichtrio

Man muss schon genau hinsehen. Denn nicht das renommierte Leipziger Streichquartett hat dieses Album eingespielt, sondern das 2019 gegründete Leipziger Streichtrio. War es beim Quartett das Gewandhausorchester, so ist es beim Trio zumindest teilweise das MDR-Sinfonieorchester, das Ort und Namen motiviert. Und dem mit «Leipzig» verbundenen musikalischen Anspruch (ja, den gibt es auch noch im 21. Jahrhundert) werden die drei Herren auf ihrer Debüt-CD vollauf gerecht. Wer bei der Gattung »Streichtrio» noch unsicher ist, was diese strukturell und damit auch klanglich zu bieten hat, wird hier mit Sicherheit auch vom

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #155 – Streichtrios
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Deutsches Streichtrio

Deutsches Streichtrio

Oft wird das Streichtrio als «kleiner Bruder» des Streichquartetts angesehen. Ich erinnere mich noch lebhaft an den Kommentar des Vorstandes einer kleinen, etablierten Konzertreihe, der vor nunmehr 30 Jahren ganz verblüfft war, dass ein Ensemble auch ohne zweite Geige gut klingt und etwas zu sagen hat. Aber auch heute noch findet man kaum Streichtrios auf den Programmen der (wenigen) verbliebenen Kammermusikreihen – offenbar sind die alten Vorbehalte noch lebendig. Dabei ist das Repertoire der vergangenen 250 Jahre erstaunlich breit und nicht nur auf marginal erscheinende Komponist:innen beschränkt: Bedeutende Werke finden

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #155 – Streichtrios
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Schattenrisse

Schattenrisse

Dieses Doppelalbum ist noch immer aktuell. Die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie Schönebeck unter der Leitung von Jan Michael Horstmann, die im Hinterland Sachsen-Anhalts eher im Stillen wirkt, hat hier Musik von sechs Komponist:innen unterschiedlicher Nationalität eingespielt, die zu ganz unterschiedlichen Zeiten ein ähnliches Schicksal erlitten haben. Ob in Flammen aufgegangen, verboten und vergessen oder durch überstürzte Emigration einer kontinuierlichen Aufführungstradition beraubt: Hier werden ganz unterschiedliche Schicksale gestreift und musikalisch wiederbelebt. So etwa die wohl jedes Neujahrskonzert bereichernde Spanische Phantasie des bereits 1933 nach Argentinien emigrierten Benno Uhlfelder (1868-1946) (sein einstiger Bero-lina-Verlag dürfte

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #154 – Verfemte Musik
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Ernst Bachrich

Ernst Bachrich

Fast scheint es, als sei Ernst Bachrich (1892-1942) nur eine Randnotiz der Musikgeschichte. Doch der Schein trügt, wenn man sich auf Spurensuche begibt, Informationen, Dokumente und Kompositionen zusammenträgt. Matthew Vest hat dies zunächst unabhängig von diesem Album getan – die Produktion stellt eher die Verklanglichung seiner umfangreichen Recherchen und Forschungsergebnisse dar: Nach einem ordentlichen Jura-Studium fand Bachrich bald Anschluss an den Schönberg-Kreis, unterstützte organisatorisch, spielte aber auch als hervorragender Pianist und Korrepetitor eine Rolle – sowohl im Verein für Musikalische Privataufführungen, also auch bei der verlegerischen Vorbereitung der Uraufführung von

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #154 – Verfemte Musik
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Viktor Ullmann

Viktor Ullmann

Schon seit längerem ist Der Kaiser von Atlantis ins Repertoire eingegangen. Es handelt sich um ein «Spiel in einem Akt», eine Kammeroper. Sie ist unbestritten das Hauptwerk von Viktor Ullmann (1898–1944), keineswegs aber seine letzte Partitur. Entstanden im Ghetto Theresienstadt, wurde das Werk im Rahmen der organisierten «Freizeitgestaltung» einstudiert, nach der Generalprobe indes abgesetzt (diese Vorgänge lassen sich nicht mehr genau rekonstruieren). Sowohl Ullmann als auch sein junger Librettist Peter Kien (1919–1944), der sich auch bildnerisch betätigte, wurden bald darauf nach Auschwitz deportiert… Drei Jahrzehnte vergingen bis zur Uraufführung des

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #154 – Verfemte Musik
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Karol Rathaus

Karol Rathaus

Er gehört zu jenen Komponisten, deren Werke im Dritten Reich als «entartet» gebrandmarkt wurden und die selbst unter unmittelbarem existenziellem Druck standen. Wie Hans Heller entschloss sich auch Karol Rathaus (1895–1954) früh, Berlin zu verlassen und über Paris nach London und 1938 nach New York zu emigrieren. Als einer der wichtigsten Schüler von Franz Schreker (und selbst dann in Berlin Dozent), erhielt Rathaus in der Neuen Welt eine Professur für Komposition am Queens College – und konnte somit seine schöpferische Tätigkeit ohne größere Unterbruch fortsetzen. Die Tragik seines Schaffens erstreckte

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #154 – Verfemte Musik
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