28. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Bacewicz, Penderecki / Roman Jablonski

Bacewicz, Penderecki / Roman Jablonski

Nach einer ersten Folge mit alter und neuer Kammermusik setzt das polnische Label DUX seine Reihe «Polish Cello» mit vorzüglichen Archiv-Aufnahmen von zwei gewichtigen Kompositionen fort – dem jeweils mit «Nr. 2» bezeichneten Konzert von Grazyna Bacewicz (1963) und Krzysztof Penderecki (1982). Ausgewählt wurden erneut Interpretationen mit Roman Jablonski als Solisten, der inzwischen seinen 75. Geburtstag feiern konnte. Es liegt an der aktuellen Katalogpolitik, dass von seinen teilweise bedeutenden Einspielungen derzeit nichts greifbar ist – allen voran das Cellokonzert von Witold Lutosławski. Umso mehr dokumentiert das vorgelegte Album den hohen künstlerischen

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Nørgård, Ruders / Wilhelmina Smith

Nørgård, Ruders / Wilhelmina Smith

Es gibt sie – jene Alben, die einen auch nach längerer Beschäftigung und mehrfachem Hören einigermaßen ratlos zurücklassen. Das kann bei «Klassikern» des Repertoires passieren, bei Raritäten oder auch moderner, wenn nicht gar zeitgenössischer Musik. Man darf sich nie täuschen lassen und von der Interpretation auf die tatsächliche musikalische Qualität der Werke und ihren Ausdruck schließen. So sorgten besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts oftmals drittklassige Einspielungen dafür, dass sich Fehleinschätzungen breit machten – vom schwerfälligen, aber kaum zu stoppenden Rollkommando für «festliche Barockmusik» über das selbstgefällig-halbherzige Abspielen

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Schostakowitsch / Marc Coppey

Schostakowitsch / Marc Coppey

Zwei Werke, zu denen sich zahlreichen Einspielungen im Katalog finden. Denn mit seinen Konzerten für Violoncello und Orchester hat Dmitri Schostakowitsch Partituren geschaffen, die (wie viele andere seiner Kompositionen) längst zum festen Repertoire gehören – ein Phänomen, das etwas aussagt über die emotionale Intensität, die unmittelbare Erfahrbarkeit wie auch die motivisch-melodische Griffigkeit seiner Musik. Hier scheint der Komponist gleichsam selbst zu sprechen: durch die Noten selbst, durch den Solopart des Violoncellos, den ersten Solisten (die Uraufführungen spielte der mit Schostakowitsch eng befreundete unangepasste Mstislaw Rostropowitsch), letztlich auch durch das charakteristische

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Walter Braunfels / Gregor Bühl

Walter Braunfels / Gregor Bühl

Inzwischen dürfte Walter Braunfels kein Unbekannter mehr sein. Vielmehr ist es in den vergangenen beiden Jahrzehnten gelungen, Stück um Stück sein eigenständiges Œuvre wieder ins Bewusstsein zu rufen – auf der Opernbühne und im Konzertsaal, aber auch auf CD. Sensationell war in den 1990er Jahren noch die Einspielung der Oper Die Vögel im Rahmen der unglaublich anregenden Serie «Entartete Musik» (Decca). Derweil gehört seine Musik, wie auch die von vielen anderen, schon lange nicht mehr zur «terra incognita», sondern wartet gewissermaßen auf den nächsten Schritt – über das Engagement von

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Saint-Saëns 1+2 / Jean-Jacques Kantorow

Saint-Saëns 1+2 / Jean-Jacques Kantorow

Ursprünglich sollte das ausgefallene Beethoven-Jubeljahr in die Verlängerung gehen. Andere runde Geburts- und Gedenktage hingegen waren schon zuvor in den Schatten gedrängt worden. Und nun 2021: Dass u.a. der 100. Todestag von Camille Saint-Saëns ansteht, ist weder publizistisch noch, landauf landab, in den rudimentären, behelfsweise gestrickten Versuchs-Programmen präsent. Denn wäre bei ihm nun wirklich einmal in wohl allen Gattungen Unbekanntes zu entdecken – mehr als die Orgelsinfonie und den ewig wiederkehrenden, gerne auch missverstandenen «Karneval». Nur ganz aufmerksame Beobachter haben sich schon früher einmal gefragt, was etwa im sinfonischen Bereich vor der

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Prokofjew 5 / Santtu-Matias Rouvali

Prokofjew 5 / Santtu-Matias Rouvali

Wohl alle, die krisensicher im öffentlichen Dienst beschäftigt sind, haben sich bestimmt schon einmal beim Blick auf so manche Dirigenten-Laufbahn verwundert die Augen gerieben. Denn hier scheint wie sonst nur in Aufsichtsräten das Unmögliche möglich zu werden – nämlich gleich mehrere verantwortliche Chefpositionen parallel, beziehungsweise sukzessiv exklusiv innezuhaben. Die durch den Starkult verstärkte Ämterhäufung steht freilich der ursprünglichen Aufgabe entgegen, einen Klangkörper und dessen Repertoire langfristig zu entwickeln: Wie aber dieses Ziel verwirklichen, wenn der Chef selbst bloß «zu Gast» ist? Leicht lässt sich so in einen Lobgesang auf die

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Beethoven 7 / Teodor Currentzis

Beethoven 7 / Teodor Currentzis

Currentzis polarisiert. Wer sich dabei noch immer am rein äußerlichen Auftreten stört, der hat die letzten Jahrzehnte verschlafen: sowohl hinsichtlich der Freiheit, die der «Betrieb» längst gewährt, der klar hervortretenden Marketingstrategien, als auch des Rechts auf «Gleichberechtigung». Viel interessanter ist es, sich an seinen Interpretationen zu reiben. Denn Currentzis wandelt auf einem wahrlich hochgefährlichen schmalen Grat: auf der einen Seite der genialische Zugriff, das klare Zeichnen und technisch perfektionistische Hervorholen der innersten Architektur einer Partitur und ihrer musikalischen Ausdruckstiefe, auf der anderen Seite der alles verschlingende Abgrund, der sich bei

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Schostakowitsch 11 / Eliahu Inbal

Schostakowitsch 11 / Eliahu Inbal

Wer erinnert sich nicht an die fulminante Einspielung der Mahler-Sinfonien, mit der in den Jahren zwischen 1984 und 1992 Eliahu Inbal gemeinsam mit dem damaligen RSO Frankfurt ein Stück interpretationsgeschichte schrieb. Es war der erste digitale Zyklus (erschienen bei Denon), zugleich hatte die Tontechnik brillante Arbeit geleistet. Zuvor hatte Inbal für die damals weitgehend ungespielten ersten Fassungen einiger Bruckner-Sinfonien eine Lanze gebrochen (Teldec). Sein Schostakowitsch-Zyklus mit den Wiener Symphonikern (ebenso bei Denon, erschienen in den 1990er Jahren) konnte allerdings nicht an diese großen Erfolge anknüpfen und ist physisch aktuell nicht

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Anna Prohaska / Bach Redemption

Anna Prohaska / Bach Redemption

Das Cover spricht Bände und dokumentiert zugleich die Zeit seiner Entstehung. Mehr allerdings auch nicht. Denn wer offenen Auges durch das reich bebilderte Booklet blättert, der kommt auf S. 18/19 aus dem Staunen nicht heraus: Das solistische Gesangsquartett, Bläser und Streicher sind bei der Aufnahmesitzung eng im Kreis versammelt. Da wird einem, ob der offenkundig vermittelten «zwei Wahrheiten», dann doch reichlich unwohl. Und was ist von einem Foto zu halten, auf dem Anna Prohaska nicht bloß im gruftigen Outfit abgelichtet ist, sondern mit aufgesetzten schwarzen Flügeln auch noch als Todesengel

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Schola Heidelberg / In bedrängter Zeit

Schola Heidelberg / In bedrängter Zeit

Hätten Sie’s gewusst? Bereits im Musicalischen Lexicon (1732) von Johann Gottfried Walther findet sich ein Eintrag zum Thema «Corona» – gemeint war dort allerdings die damals noch bei den Italienern geläufige Bezeichnung für eine gewöhnliche Fermate; sie bedeute ein «allgemeines Stillschweigen, oder eine Pausam generalem». Auch die Schola Heidelberg war 2020 zum Schweigen gezwungen – mit Ausnahme eines «Concertstimmen-Quartetts», das im Sommer des Jahres auf dem Dilsberg oberhalb der Neckarschleife mit gehörigem Abstand ein vordergründig weihnachtliches Programm vorzüglich hell, voll reiner Klarheit einsang. Doch wie leicht hat sich in den

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Hiyoli Togawa / Songs of Solitude

Hiyoli Togawa / Songs of Solitude

Wie Einsamkeit klingen kann, vermittelt Hiyoli Togawa mit ihrer Viola auf diesem ebenso beeindruckenden wie singulären Album. Als im Frühjahr 2020 die Straßen plötzlich leer wurden, kam ihr die Idee, weltweit Komponist:innen um ein aktuelles Stück zu bitten, mit dem die seltsame Zeit des Stillstands kommentiert werden sollte. Entstanden sind auf diese Weise elf zeitgenössische Werke, die alle einen jeweils eigenen Weg gehen: inspiriert durch ein japanisches Volkslied (Hosokawa), beim stillen Hineinhorchen in das Instrument selbst (Federico Gar­dell), mit gesungener Begleitung (Kalevi Aho) oder bis hin zum neunstimmigen, im Multitrack-Verfahren

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Alina Ibragimova / Paganini

Alina Ibragimova / Paganini

Capricen op. 1 von Nicolò Paganini – Alina Ibragimova jedenfalls hat sich diese 24 kleinformatigen Meisterstücke vorgenommen – nicht allein um diese virtuos zu beherrschen, sondern auch musikalisch zu deuten. Die Konzentration auf das Wesentliche, frei von Verpflichtungen und Ablenkungen, muss als ein Glücksfall angesehen werden … Vortrefflich!

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