
Man ist hier von Anfang an als Mithörender gefordert. Freie Improvisation, die gleich zu Beginn die Grenzen der traditionellen Tonalität durch mikrotonale Schiebungen im Saxophon von Amalie Dahl schiebt. Schon bald ist auch das rhythmische Geflecht ausgebreitet durch Jan Philipps Geräuschwelt – ebenso weit entfernt von Puls oder Takt. Das ist alles diffus, im Hintergrund brummt ein Ton mit Ausdauer. Man kann schwer entscheiden, ob er stört, nervt oder die Improvisationsprozesslogik an sich bindet.
Multiphonics später bei «Kinetic» treten hinzu, das Pianospiel von Gintė Preisaitė hat es da schwer, zu geradezu beklemmend eingeengt ist es an seine Tastenwelt gebunden. Doch es funktioniert gerade in dieser Querständigkeit.
Aus den Welten Litauens, Dänemarks, Norwegens und Deutschlands bringen die Musiker:inne ihre Tonbildungs- und Phrasierungserfahrungen mit und kombinieren diese undurchschaubar. Eher gemächlich. In «Ridenous» sogar anflugweise durch das Pianospiel im Wiegerepetitionsstil traditionellen Mustern folgend, was es im Vergleich zu den anderen Tracks hölzern verkantet wirken lässt. Das titelgebende «Kaikō» wirkt wieder gelöster, aber scheint ab und zu dann doch auch in Phasen leerer Aktivität zu münden. … Nun!
Treen – Kaikō [2025]
- Amalie Dahl – saxophone, objects
- Gintė Preisaitė – piano, objects
- Jan Philipp – drums, percussion
LP/CD Sauajazz SAU003 (VÖ: 05.09.2025) – treen.bandcamp.com/album/kaik