6. Dezember 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Sinfonien Nr. 2 & 3 / Yannick Nézet-Séguin

Sinfonien Nr. 2 & 3 / Yannick Nézet-Séguin
Sinfonien Nr. 2 & 3 / Yannick Nézet-Séguin
Bei der Deutschen Grammophon setzt man seit einiger Zeit nahezu gänzlich auf den kanadischen Dirigenten Yannick Nézet-Séguin. Kaum entkommt man seiner diskographischen Präsenz, sei es mit Beethoven und Bernstein, Mendelssohn, Mozart oder Mahler, Prokofjew oder Schostakowitsch, Florence Price oder in diesem Fall: Rachmaninow. Den Klavierkonzerten mit Daniil Trifonov folgen nun die Sinfonien; hier zum Abschluss die Nr. 2 op. 27 (1906/07) und Nr. 3 op. 44 (1935/38). Vermutlich steht demnächst Orchestrales von Brahms ins Haus, jedenfalls wurden dessen Sinfonien mit dem bewährten Chamber Orchestra of Europa im Sommer 2022 und 2023 in Baden-Baden gespielt. Wäre ich damals nicht ohnehin schon müde gewesen, so wäre ich mir der offenbar vorherrschenden Langeweile noch heute sicher.

Dass in der vorliegenden Einspielung das Philadelphia Orchestra recht kompakt dasteht, kommt dem noch immer gepflegten Klangideal des renommierten Labels fraglos entgegen. Unbestritten ist auch die Qualität des Orchesters – und dennoch frage ich mich, ob wirklich alle Noten genau ausgehört wurden, oder ob nicht doch vielfach die brillante Routine siegte. Die 2. Sinfonie zeigt für mich hier eine viel zu sehr an die «Neue Welt» erinnernde Außenschicht, dabei entstand das Werk während der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts in den von den Rachmaninows in Dresden verbrachten Wintern. Vergleicht man die Einspielung mit dem von mir noch immer bevorzugten Live-Mitschnitt mit dem London Symphony Orchestra unter Valery Gergiev aus dem Jahr 2008, so liegen Welten zwischen den Produktionen hinsichtlich Atmosphäre, Disposition und Präzision.

Sergei Rachmaninow. Sinfonien Nr. 2 e-Moll op. 27, Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 44; Die Toteninsel op. 29
The Philadelphia Orchestra, Yannick Nézet-Séguin

Deutsche Grammophon 486 4775 (2018, 2020, 2022)

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Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #101 – Rachmaninow 150