Dass in der vorliegenden Einspielung das Philadelphia Orchestra recht kompakt dasteht, kommt dem noch immer gepflegten Klangideal des renommierten Labels fraglos entgegen. Unbestritten ist auch die Qualität des Orchesters – und dennoch frage ich mich, ob wirklich alle Noten genau ausgehört wurden, oder ob nicht doch vielfach die brillante Routine siegte. Die 2. Sinfonie zeigt für mich hier eine viel zu sehr an die «Neue Welt» erinnernde Außenschicht, dabei entstand das Werk während der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts in den von den Rachmaninows in Dresden verbrachten Wintern. Vergleicht man die Einspielung mit dem von mir noch immer bevorzugten Live-Mitschnitt mit dem London Symphony Orchestra unter Valery Gergiev aus dem Jahr 2008, so liegen Welten zwischen den Produktionen hinsichtlich Atmosphäre, Disposition und Präzision.
Sergei Rachmaninow. Sinfonien Nr. 2 e-Moll op. 27, Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 44; Die Toteninsel op. 29
The Philadelphia Orchestra, Yannick Nézet-Séguin
Deutsche Grammophon 486 4775 (2018, 2020, 2022)