Nun ist das Waldbühnenkonzert natürlich etwas Besonderes. Ganze Gruppen von Musikbegeisterten und Seh-Leuten reisen für diesen Abend eigens nach Berlin, Denn ebenso wie die auf dem Programm stehende Musik zieht die Atmosphäre des Ortes auch jene an, die sich nicht täglich der klassischen Musik hingeben. Wie bei solchen Open-Air-Events üblich, muss man trotz der guten Stimmung einige Abstriche in Kauf nehmen. Das betrifft nicht nur das unvorhersehbare Wetter, sondern auch Klang und Präzision (wie auf diesem Album). Der eine ist abhängig von den aufgestellten Mikrophonen, die andere vom Miteinander, das wortwörtlich nur «auf Sicht» geschehen kann. Warum dann aber solch ein auf CD gebannte Live-Erleben, das man sich besser in einer Mediathek «anschaut»? Warum keine zeitnahe Nachproduktion im Saal? So gibt die Einspielung leider nur einen zweidimensionalen Eindruck eines offenbar recht gelungenen Abends. Alle weiteren Klavierstücke (auch die großen Corelli-Variationen), eingespielt in der Philharmonie, wirken wie ein bunter Strauß wundervoll gespielter Zugaben – ohne Publikum und Applaus. Schade.
Sergei Rachmaninow. Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18 (1900/01); Mélodie, aus: Morceaux de fantaisie op. 3; Variationen über ein Thema von Corelli op. 42 (1931); Im Schweigen der geheimnisvollen Nacht, aus: Sechs Lieder op. 4 (arr. von Kirill Gerstein); Fritz Kreisler: Liebesleid, (aus: Alt-Wiener Tanzweisen (arr. Sergei Rachmaninow)
Kirill Gerstein (Klavier), Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko
Berliner Phlharmoniker BPHR 230469 (2022, 2023)