Dass es dabei nicht nur um romantische Stimmungen, sondern auch um die düsteren Seiten geht, zeigen einige der ausgewählten Nummern – verblüfft wird man allerdings durch die in eine andere Richtung weisenden Fünf Nachtstücke von Hans Werner Henze wie auch durch die Four Nocturnes von George Crumb. Tatsächlich ist es dem Duo Schneider/Schulze auf ingeniöse Weise gelungen, recht unterschiedliche Stimmungsbilder gleichsam zu überblenden – die Nacht gab dabei den Rahmen vor, Vorlieben und Stilhöhe entschieden schließlich die Auswahl. Erwartungsgemäß finden sich in den Titeln oft genug die Stichworte «Nacht» und «Abend», «Wiegenlied» (Berceuse) und «Schlaf». Präsentiert werden auch eine eher osteuropäische wie auch eine skandinavische Abteilung. Bei den ohnehin kurzen Stücken fällt es schwer, Vorlieben zu nennen; unterm Strich beeindrucken aber Henze und Crumb, die sich beide von den festgefahrenen Topoi lösen – und damit auch die Aufmerksamkeit beim Hören wach halten. Die Einspielung ist souverän und klanglich sehr präsent.
Erich Wolfgang Korngold. Serenade aus: der Schneemann; Franz von Vecsey. Nuit du nord; Aram Kkhachaturian. Nocturne aus: Masquerade; Peter Tschaikowsky. Sérénade mélancolique op. 26; Joseph Achron. Hebräisches Wiegenlied op. 35/2; Karol Szymanowski. Notturno e tarantella op. 28; Zdeněk Fibich. Jasná noc; Ferdinand David. Gespenstergeschichte aus: Nachklänge op. 41; Hans Werner Henze. Fünf Nachtstücke; Paul Juon. Berceuse op. 28/3; Gabriel Pierné. Berceuse op. 8; Ottorino Respighi. Berceuse aus: Sei Pezzi P.31; Joaquín Turina. La canción del lunar aus: El poema de una sanluqueña op. 283; Joly Braga Santos. Nocturne op. 1; Hugo Alfvén. Skogen sover op. 28/6; Christian Sinding. Abendlied aus: Drei Stücke op. 89; Jean Sibelius. Berceuse aus: Six Morceaux op. 79; George Crumb. Four Nocturnes (Night Music II); Edward Elgar. Chanson de nuit op. 15/1
Ulf Schneider (Violine), Jan Philip Schulze (Klavier)
Rubicon RCD 1065 (2019)