Noch bevor das legendäre «Gelb-Label» auf die Musik von Florence Price (1887–1953) aufmerksam wurde (vgl. dazu die Hörbar #051), hatte Naxos schon längst die sinfonischen Partituren dieser über viele Jahrzehnte hinweg viel zu wenig beachteten nordamerikanischen Komponistin auf dem Schirm. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Die angebliche «Spurensuche» des Philadelphia Orchestra und von Yannick Nézet-Séguin (Deutsche Grammophon, 2021) war vor einigen Monaten gut platziert, führte allerdings kaum zu einem befriedigenden Hör-Erlebnis: zu glatt, zu schön, zu wenig Individualität. Und ob zudem noch eine das Repertoire fördernde Fortsetzung folgt, bleibt abzuwarten.
Hingegen erscheint das Fort Smith Symphony aus Arkansas, das in diesem Jahr auf sein 100-jähriges Bestehen zurückblickt, in vielen Gesten unmittelbarer und vielfach näher an der Partitur. Zwar klingt es nicht gleichmäßig brillant, dafür aber wird der ins klassische Milieu verbrämte «Groove» optimal und authentisch umgesetzt – auch wenn der Klangkörper auf seinem Foto recht «weiß» anmutet. Doch anders als man es etwa bei den «Meistern» der europäischen Romantik und Klassischen Moderne gewohnt ist, zählen in diesem Fall weniger die ausgehörte Partitur oder die satztechnische Perfektion, sondern der Rhythmus im Herzen. Und genau hier können John Jeter und die Fort Smith Symphony punkten. Es lohnt also immer der Interpretationsvergleich, auch wenn dieser allzu oft viel zu kurz ausfallen muss.
Florence Price. Sinfonie Nr. 1 e-Moll (1932); Sinfonie Nr. 4 d-Moll (1945)
Fort Smith Symphony, John Jeter
Naxos 8.559827 (2018)