Das Leichte ist ja keineswegs immer leichtgewichtig, sondern eine komplexe musikalische Angelegenheit. Eine musikalische Idee am Fließen zu halten, im Fluss zu halten, ja, sie zu halten sie loslassen zu können, verdammt aufwendig – und dann merkt man das gerade dadurch, dass man es nicht merkt. Das – kann man so konstatieren – gelingt auf mit dieser CD ganz vorzüglich wie das Schlürfen in Lammfellschuhen über poliertes Fischgrätparkett. Da steht kein Span heraus an dem man sich verletzen könnte. Alles blitzeblank, auch die Fenster geputzt, der Ausblick in einen gepflegten Musikgarten. Die Gesangssprachen sind englisch, französisch und italienisch.
«Pagine Vere» wurde zusammengesetzt von dem Pianisten und Komponisten Giovanni Ceccarelli, der Sängerin Michela Lombardi und dem Gitarristen Luca Falomi. Für besondere Nuancen holten sie sich zusätzliche Musiker:innen mit ins Boot, wie den Kontrabassisten Ferruccio Spinetti oder die die Sängerin zum Duett fordernden Stéphane Casalta, Dadi oder Petra Magoni. Ein kammermusikalisches Perlchen. Manchmal über das dünne Seilchen zum Kitsch mehr stolpernd als fallend, statt auf diesem selbst mit Schirm, Charme und Zitronen jonglierend zu tänzeln. Wo das Trio mal der Mut packt, etwas schmutziger zu musizieren (also, um im Bild zu bleiben: auf groben Dielen) wie bei der «Daydream Journey» wird’s etwas hakelig; auch das Unleichte ist eine Kunst für sich. Aber dieses Trio schwebt sich dann doch immer wieder zurück und entzückt auf diese vor sich hin und die Hörenden vor sich her.
Beim italienischen Label Da Vinci Jazz (mit dem ich gerade redaktionell eingedeckt wurde) erschien diese CD bereits 2021. Sie klingt fast zu jeder Jahres- und Uhrzeit sorgenfrei.
Ceccarelli – Pagine Vere [2021]
- Michela Lombardi – vocals
- Giovanni Ceccarelli – piano, clavietta
- Luca Falomi – guitars
- optional guest artists: Ferruccio Spinetti – double bass / Stéphane Casalta, Dadi und Petra Magoni – vocals
Da Vinci Jazz, C00489
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