Warum dieser Vorspann zu einem Album, das zwei Werke aus dem Jahr 1908 in den Mittelpunkt rückt? Wer ansatzweise im Internet recherchiert, wird sehen, was gemeint ist. Zwar gilt in unseren Breiten das hohe Gut der Meinungs- und Redefreiheit, aber eben auch die Vertragsfreiheit von Orchestern und Konzert-veranstaltern. Wer selbst Position bezieht, sollte dies anderen nicht verwehren und ein vermeintliches Recht nur für sich allein beanspruchen. Da helfen kein #hashtag und auch nicht die angeblich millionenfachen youtube-Aufrufe bloß anständiger Interpretationen (wie etwas die des Mozart’schen d-Moll Konzerts mit dem Freiburger Mozart-Orchester, das mir bisher nicht über den Weg gelaufen ist). – Nun aber noch zum Jahr 1908 mit zwei Werken, die beide literarisch inspiriert wurden. Wie immer bei Valentina Lisitsa ist die Technik virtuos, der Klang präsent, kräftig, trocken, verstörend nah und orchestral. Die Akustik ist dadurch per se einnehmend; die erdrückende Plakativität nimmt den Werken aber ihre Zwischentöne und lässt kaum Platz für eigenes Nachsinnen über das Gehörte – wie im realen Leben. Die Aufnahme entstand 2017 und wurde am 25. Februar 2022 vom französischen Label naïve veröffentlich.
1908
Maurice Ravel. Gaspard de la nuit; Sergei Rachmaninow, Sonate Nr. 1 d-Moll op. 28
Valentina Lisitsa (Klavier)
Naïve V 7483 SM 308 (2017)
- 1939 / Fabiola Kim
- 1908 / Valentina Lisitsa
- Paris 1900
- Vienna 1905–1910
- Vienna 1900