14. Oktober 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Spotlight on John Williams

Spotlight on John Williams
Spotlight on John Williams
Dieses Album ist kein Leichtgewicht. Zwar wurden auch hier (wie bei vielen anderen älteren oder aktuellen Veröffentlichungen) zahlreiche Highlights aus den besten Kinoknüllern eingespielt, und doch hat man auf einige der ganzganz großen Nummern verzichtet. Mich hat das zunächst irritiert. Und doch stimmt der Titel in ganz anderer Weise: Ein «Spotlight» richtet sich nicht auf jene allgegenwärtigen Scores, sondern eben auf die Fülle der Stile, durch die John Williams spricht, manchmal gar wie ein komponierendes Chamäleon. An diesem Doppelalbum wird aber auch rasch klar, welchen Instrumenten und natürlich auch Komponisten(!) seine Vorlieben und Vorbilder gelten. Und doch: In der Aufnahme mit dem City Light Symphony Orchestra aus Luzern, das sich auf seiner ersten CD bestens vorbereitet und hochprofessionell präsentiert, spielen die sich sonst so oft in den Vordergrund drängenden Klassiker der Romantik als Steilvorlagen keine so präsente Rolle, wie man vielleicht erwarten könnte.

Denn anders als in Wien oder Berlin, wo der Meister und Jubilar in den vergangenen Monaten selbst dirigierte und so manches Main-Theme in sinfonischer Vollendung präsentierte, wurde hier im KKL offenbar ganz bewusst auf den saftigen Leinwand-Sound gesetzt – mit einem wahrlich erstaunlichen Ergebnis: Die Musik macht sich vom falschen Gattungszwang des Konzertsaals los, bleib bei sich selbst und gewinnt mit dieser Ehrlichkeit genau jene Intensität, die auch ohne Kopfkino überzeugt. So gespielt und gehört, verzeiht man auch die mitunter allzu wörtlichen Anleihen aus der Musikgeschichte, sogar eine von Bernard Herrmann (aus North by Northwest in Hook), weil es eben um das Transportieren von Emotionen geht. – Wundervoll atmosphärisch als große und großartige Filmmusik gespielt, zählt diese Limited Edition für mich zum Besten, was das Williams-Jahr bisher zu bieten hat.

Spotlight on John Williams
The Cowboys (Ouvertüre); Indiana Jones and the Temple of Doom (End Credits); Jurassic Park (Theme); Hook (The Flight to Neverland); Harry Potter and the Chamber of Secrets (The Chamber of Secrets & Fawkes the Phoenix); Harry Potter and the Prisoner of Azkaban (Witches, Wands and Wizards); The Adventures of Tintin (The Duel); Superman (Superman-Marsch); Star Wars. The Force Awakens (Suite); JFK (Theme); Catch me if you can (Escapades); Born on the fourth of July (Main Theme); The Terminal (Viktor’s Tale); The Adventures of Tintin (Opening Credits); Harry Potter and the Sorcerer’s Stone (Nimbus 2000)
Paul Meyer (Klarinette), Valentine Michaud (Saxophon), Reinhold Friedrich (Trompete), City Light Symphony Orchestra, Kevin Griffiths

Prospero PROSP 0012 (2020)

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Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #061 – John Williams 90