Zumindest der Widmung nach ist das Werk in einer Reihe mit entsprechenden Kompositionen von Lutoslawski, Rihm, Penderecki, Dutilleux und Currier zu sehen. Stilistisch bleibt es freilich indifferent – und dies so sehr, dass man bei einer Blindverkostung wohl kaum auf Williams als Urheber kommen würde. Manches am Solopart erinnert an Berg, manche orchestrale Passage des ersten Satzes an Benjamin Britten. Der Aufbau scheint zudem rhapsodisch angelegt; darauf weist schon die Bezeichnung der Ecksätze mit Prologue und Epilogue hin, die von der Spieldauer her allerdings schon mehr als die Hälfe einnehmen. Überdies überwiegen kadenzartige Strukturen – gut für die Solistin, die sich virtuos präsentieren kann, weniger gutfür die Disposition der Partitur, die sich mir dramaturgisch (noch?) nicht erschließt. Drei konzertante Paraphrasen über bekannte Movie-Main-Themes versetzen einen irgendwie ins 19. Jahrhundert, inspiriert von einem gemeinsamen Auftritt im Wiener Musikverein im Januar 2020.
John Williams. Concerto for Violin and Orchestra No. 2 (2021); Theme from The Long Goodbye (für Violine & Orchester); Han Solo and the Princess from Star Wars (für Violine & Orchester); Marion’s Theme from Indiana Jones (für Violine & Orchester)
Anne-Sophie Mutter (Violine), Boston Symphony Orchestra, John Williams
DG 486 1698 (2021)