So untermalt die Seven Stars’ Symphony nicht verschiedene Filmszenen; sie ist vielmehr formal betont abstrakt gestaltet und dennoch auf die Schauspieler:innen abgestellt: so bei Douglas Fairbanks mit impressionistischen Klängen und dem Verweis auf den Dieb von Bagdad (1924), nobel barockisierend bei Lilian Harvey, mit einem Ondes Martenot sphärisch verzaubernd bei Greta Garbo, spielerisch bei Clara Bow, mit verträumten Variationen über ein soggetto cavato bei Marlene Dietrich (sur le thème par les lettres de son nom), abgründig wie die Magie des Blauen Engels bei Emil Jannings, und schließlich in einem sehr breiten und abwechslungsreichen Finale die verschiedenen Facetten von Charlie Chaplin beleuchtend, auch hier als Variationen über ein Thema aus den Buchstaben des Namens. Eine glückliche dramaturgische Ergänzung stellt das erst 1989 uraufgeführte Stück Vers la voûte étoilée op. 129 dar (Auf dem Weg zum Sternenhimmel). Hier werden die «Stars» anders gedeutet – und die Weite der Musik lässt einen bei sternklarem Himmel wirklich ins Träumen kommen (John Williams kannte diese Partitur offenbar nicht). – Das Sinfonieorchester Basel spielt unter Ariane Matiakh differenziert, klar durchhörbar und in einem kontrollierten, unaufgeregt leisen Klangrausch. Zudem wurde schlichtweg der richtige Tonfall getroffen, bei dem nichts billig abgleitet, sondern der selbst bei wiederholtem Hören verzaubert. Auch akustisch ist die Produktion herausragend gelungen: Räumlichkeit und Tiefe verbinden sich mit einer wundervollen zeichnenden Kontur auch in den extremen Höhen und Tiefen des Ambitus. Für mich schon jetzt ein Highlight des Jahres.
Charles Koechlin. The Seven Stars’ Symphony op. 132 (1933);
Vers la voûte étoilée op. 129 (1923–1933, rev. 1939)
Sinfonieorchester Basel, Ariane Matiakh
Capriccio C 5449 (2021)