Was also gibt es in der Kombination aus Beethoven, Jordi Savall und Concert des Nations zu entdecken? Zunächst ist es die kleinere Streicherbesetzung, die die Partitur etwas lichter gestaltet. Dies ist freilich keine neue Idee, und auch keine, die Beethoven authentischer machen würde. Tatsächlich fällt eher auf, dass Savall bei seiner Interpretation neben dem einen oder anderen gelegentlich herausgespielten Absatz vieles erstaunlich traditionell oder zumindest sehr vertraut deutet. Nun ist das per se kein Argument, aber dennoch verblüfft mich dies. Ein paar schärfere Akzente oder die sehr trocken gespielten Pauken (etwa in der 7. Sinfonie) stellen wahrlich keine Innovation mehr dar. Bleibt die Neunte als ein Werk, bei dem sich alles erweisen muss: Auch wenn die ersten Takte ein wenig zerfasert wirken, setzen sich bald die revolutionäre Kraft der Komposition und ihr appellativer Charakter durch. Ebenso überzeugt das Finale (auch vokal), vor allem aber hört man im Schlagwerk nur selten eine so authentisch anmutende «türkische Musik».
Ludwig van Beethoven. Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 «Pastorale»; Sinfonie Nr. 7 op. 92; Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93; Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125
Sara Gouzy (Sopran), Laila Salome Fischer (Alt), Mingjie Lei (Tenor), Manuel Walser (Bass), La Capella Nacional de Catalunya, Le Concert des Nations, Jordi Savall
Alia Vox AVSA 9946 (2020/21)
- Haydn / Giovanni Antonini
- Anders Eliasson
- Bruckner 7 / Roth
- Beethoven 6–9 / Savall