Entschuldigen Sie mal bitte, lassen Sie uns durch. Wir haben etwas zu sagen. Und los geht es mit einer eruptiven Musik, die ich lange schon nicht mehr so gehört habe. Es wird losgerotzt auf einem Perkussionsbett, es rockt danach wie aus der Garage. Eine emotionale Triebfabrik wie man sie im wohldosierten und hochschultonfallkomplexen großen Klangpool des jungen gegenwärtigen Jazz so bitter nötig hat.
Der Mythos des politisch engagierten Jazz lebt und er ist ungeglättet rotzig, übertrieben, exzessiv – wie als ob man mit purer Gewalt gegen eine ästhetische Wand zu trümmern sich anschickt. Anklänge an das Jazz Composers Orchestra auf der einen Seite wie ein erneuertes Global Art Orchestra auf der anderen dürften da kein Zufall, sondern Urgrund oder aber Kollateralschaden sein. “We love our loneliness of our soul” – “Kill your darlings, live the kitsch” – “This is absolute escalation: Dance!”
Rockanspielungen sind hier an keiner Stelle verdeckt, aber doch in kratzige neue Stahlwolle rostig eingefärbt und leben neu in ihrer Oxidation auf; nämlich in dem sie musikalisch verbrannt werden. Vielleicht ist das der Beginn eines neuen Zeitalters, nämlich das der Rotz- beziehungsweise das der Rostmoderne.
Ein hochmusikalisches Ensemble voller ungezähmter Klangwüterei. Sicher kein Zufall, dass am Ende eine Ayler-Suite steht, die diese hymnischen Flügel auf Marsch-Basis entfaltet und einen darin schier überwältigt. Große Freude. Großer Klang.
LEONEsauvage / Luise Volkmann: Dreams to come
- Hrafnkell Flóki Kaktus Einarsson – voice
- João Neves – voice
- Miguel Angel Crozzoli – soprano sax
- Luise Volkmann – alto sax
- Jędrzej Jagodziński – tenor sax&baritone sax
- Jon Sensmeier – tenor sax&baritone sax
- Federico Corsini – bass
- Thibault Gomez – piano
- Tore Ljøkelsøy – drums
- Szymon Pimpon Gąsiorek – drums
Tracklist
- L’Initiation Du Bon Vieux Leone 04:38
- Preacher 04:00
- Satoko Reborn As Rockstar 06:54
- The Cool 04:35
- Howl 05:40
- Hymne Pour LEONEsauvage 08:03
- Ayler Suite 09:38
UmLand Records