Ein Besuch in Tokyo inspirierte wohl zu diesem Solo-Album mit Gästen wie Michel Portal oder Hiroshi Watanabe. Auf 16 Tracks düstert es in Moll und Moller. Dabei kommt die Musik nicht einmal aus dem sonst gerne in dunklen Graufarben wabernden norwegischen oder im weiteren Sinne skandinavischen Ensembles. Tristanos Musik changiert zwischen Klaviertradition und typischer Jazz-Idiomatik.
Das klingt einfach sehr … einfach im besten Sinn. Dabei ist es aber eben mehr als man es vielleicht vermuten würde, wenn man Tristano auch der Neoklassik-Szene zuordnen würde. Frage: Gibt es da so etwas wie Neo-Jazz eigentlich?
Sein Umgang mit elektronischer Klangbearbeitungstechnologie ist definitiv souverän. Und damit gewinnt er den Stücken eine Tiefe ab, die ja den Neoklassikern Mix Rachter und Co so sehr abgeht. Schon das erste Stück „Hotel Meguro“ öffnet in seiner Sparsamkeit der Klangwelt die Ohren für eine erstaunliche Buntheit in dieser ernsten Jazzwelt, die wie ein Impressionismus-Mix aus Wesseltoft und Pärt im Klangbild eines Japanbesuchers schimmert. Zu tief sollte man hörend da nicht bohren, die Grenze zum Kitsch könnte unbeabsichtigt übertreten werden.
Hat was!
Das Booklet auf Hochglanz-Niveau will nicht so recht dazu passen. Das geht in nur noch in Richtung Werbung für Parfum, nur dass die Pröbchen fehlen. Frage an die Marketing-Abteilung von Sony: An wen habt Ihr denn dabei gedacht. Das wirkt einfach nur billig.
Francesco Tristano: Tokyo Stories
Sony Classical (Sony Music)
- Francesco Tristano (Piano und Klangbearbeitung) und Gäste