6. Dezember 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Clemens Christian Poetzsch: Remember Tomorrow [2019]

Clemens Christian Poetzsch: Remember Tomorrow

Ja, was denn nun? In seiner Reihe „Neue Meister“ erschien bei Edel dieses 13teilige Werk von Clemens Christian Poetzsch. Klavier solo mit Nachbearbeitung, vom Prinzip her wie bei Francesco Tristano (kürzlich besprochen). Und der Zufall will es gar, dass es hier einen Track gibt, der auf Tokio sich bezieht (Tokio Nights). Das steht dann im Kontrast zu „Neon Leipzig“. Wortwahlproblem: Kontraste im herkömmlichen Sinn sind dieser Musik fern. Das Grundtempo ist: „Langsam“ und damit ist man ganz der Entschleunigungsmode verpflichtet. Was noch resttänzerisch erscheint, wirkt wie hinter einem Schleier aus Süße und Melancholie.

Ja, was ist das denn nun? Nach eigenem Bekunden handelt es sich um „Klaviermusik zwischen den Genres. Elemente der zeitgenössischen Popmusik treffen auf Klassik und Improvisation.“ Oder böse übersetzt: Richard Clayderman trifft Philipp Glass. Aber ist es wirklich Geschmackssache?

Ja! In seiner Art ist die CD ganz vorzüglich anzuhören, geht weit über eine Banalisierung von Tonempfindungen als Selbstzweck hinaus. Das zu verfolgen, macht Freude und Genuss (Rufe, Spheres, Pyrus, Zwei Stimmen). Aber nur einen Fingerbreit droht der Absturz in eine tiefe Ödnis der selbstverliebten Meisterschaft einer bodenlosen Verklingenskunst und reiner Manieriertheit von Spielwerken (Echos, Ascending, Schimmer, Lento).


Clemens Christian Poetzsch: Remember Tomorrow
Neue Meister (Edel)

Autor

  • Martin Hufner. Foto: Kurt Hufner

    Martin Hufner ist Musikjournalist, Musikwissenschaftler, Blogger. Er betreut nebenbei die Online-Redaktion der neuen musikzeitung.

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