Auch Anna Korsun ist in ihrem Portrait bei der Edition Zeitgenössische Musik mit unerschöpflicher Erfindungsgabe, einer Poesie des Schrägen und Seltsamen auf der Spur. „Tollers Zelle“ ist ein klaustrophobischer Kommunikationsraum, wo sich ein kaum wahrnehmbarer Sopran unmerklich in eine metallisch-klickende oder per Weinglas glissandierende E-Gitarre einklinkt.
Eine bezwingende Konzentration der Mittel legt das für die Kunststation St. Peter Köln geschriebene Orgelwerk „auelliae“ an den Tag. Aus reinen Luftgeräuschen der Winddrosseln entwickelt Dominik Susteck einen zeitlupenhaften Verdichtungsprozess, der Ligetis „Volumina“ alle Ehre macht. Der zwielichtigen Stimmung zwischen Dämmerung und Dunkelheit hat sich „Ulenflucht“ verschrieben: 20 singende und spielende Performer produzieren eine surreale Gemengelage aus erstickten Stimmartikulationen, dumpfen Kehllauten, Vogelpfeifen, Tierstimmen und anderem Naturlaut am Rande der Nacht.
Anna Korsun: Ulenflucht
Wergo
- Bei dieser Rezension handelt es sich um Teil 2 einer Sammelbesprechung von Dirk Wieschollek aus der nmz 2019/02: Eine fremde und seltsame Welt