22. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Phraim: Hysteria

Phraim – Hysteria

Man wird nicht ganz warm mit dieser neuen Platte von Phraim, dem schweiz-österreichischen Quartett von Kollektivkomponist:innen. Ich habe mir die Scheibe bestimmt drei bis fünf mal angehört. Woran man merken möchte, dass mir das Werk in den acht Tracks sowohl ans Herz gewachsen ist, weil ich durchwegs zu spüren meite, dass die vier Musiker:innen einer großen Sache auf der Spur sind (und ich gerne bei der Suche hörend mitzuhelfen sehr die Neigung verspürte), leider jedoch war die zur Hörhilfe gerreichte Schatzkarte innermusikalisch ziemlich wischiwaschi, unscharf und verwaschen. Was heißt das?

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Jazando Guitar Duo – La Fiesta

Jazando Guitar Duo – La Fiesta

Ganz fein und musikalisch durchaus spektakulär: Das Duo Edelhoff & Steiner hat sich auf 15 Tracks mit klassischen Werken der Gitarrenliteratur (Heitor Villa-Lobos, Manuel de Falla, Francisco Tárrega und Arturo Márquez), des Jazz (Egberto Gismonti, Charlie Haden und Chick Corea) und dem Tango Nuevo (Piazolla) in Verbindung gesetzt – connected! Es geht also auch mal ohne Auseinandersetzung, ohne Rekombination oder (De-)-Konstruktion etcetera. So fallen die Kompositionen auf einen fruchtbaren musikalischen Boden und die entfernten Genres kreuzen sich auf den hier dann 12 Saiten der beiden Gitarren, bezogen die eine mit

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Blind Spot – Frontmirror

Blind Spot & Philipp Wisser: Frontmirror

Eine Platte voller blinder Flecke und offener Fragen. Das sei gesagt mit dem Hinweis und mit Rückblick auf viele Produktionen, die hier im Jazzbereich besprochen worden sind, die keine oder kaum Fragen aufwerfen, sondern solide professionell hindudeln. Das ist alles hübsch und gefahrlos in jeder denkbaren Situation hörbar. Wenn „Blind Spot“ mit dem Gitarristen Philipp Wisser, dem Bassisten Joàn Chavez und Noël Lardon am Schlagzeug Fragen aufwerfen, so vor allem diejenige, warum sie mit dem ersten Track so fulminant die Ohren anfassen, um dann doch – wie geschickt auch immer

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Peter Weiss: Conversation With Six-String People

Peter Weiss: Conversation With Six-String People

Gestern neun Gitarristen, heute „nur“ noch vier. Dafür alle auf einmal. Der Schlagzeuger Peter Weiss ist hier in Konversation mit „Six-String People“, das sind mit Philipp van Endert, Norbert Scholly, Sandra Hempel und Tobias Hofmann Gitarrist:innen der deutschen Jazz-Profi-Liga. Statt vier Bassist:innen gestern, sind es hier „nur“ noch zwei. 24 elektrische Gitarrensaiten in 14 Stücken gegen 54 akustische derjenigen, die Sven Jungbeck zum Spiel auf 17 Tracks geladen hatte. Man kann allein schon anhand der Anzahl der verschieden Tracks erkennen, welche Bandbreite zur Entfaltung kommen soll. Aber auf dieser Platte

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Sven Jungbeck invites

Sven Jungbeck invites

9 Guitarists, 4 Bassplayers, 1 Vibraphone, 1 Trumpet, 1 Violin, 2 Singers – verspricht diese ganz eigenartige Platte als Personal. Leider nicht alle auf einmal, das wäre was geworden. Ein Spaß zu hören ist es aber auch so. Die Musik firmiert unter der Schublade „gypsy jazz“ – aber man fällt auch schon diese Schublade hochindividualisiert hindurch. Sven Jungbeck lud ein, die Gastmusikerinnen durften größtenteils, wie man auf der Produktseite erfährt, selbst entscheiden, welche Titel sie spielen wollten. Und „rehearsals“ habe es auch nicht gegeben. Und alles läuft wie am magischen

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Lukas Langguth Trio: Save Me From Myself

Lukas Langguth Trio: Save Me From Myself

Was für feinsinnige Gespinste entwickeln hier doch die drei Musiker auf zehn Stücken. Es entsteht ein musikalischer Sog, ein Strom des Fließens auf in seichten Betten („Snow“) oder in Stromschnellen („Immerfern“) Aus Leipzig kommend verstecken sie gelegentlich auch mal ein Bach-Fragment wie den Anfang der Toccata d-Moll im „Sleeping Lion“ (andere Zitate sind auch zu finden, etwas für eine Raterunde). Der Titel wäre eigentlich auch gut gewählt für das komplette Album, denn was da so locker gewebt erscheint ist zugleich gerne auch mal kraftstrotzend – nur ohne plump oder laut

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Lothar Dithmar: Trains and Rivers

Lothar Dithmar: Trains and Rivers

Das Schöne kommt manchmal ganz einfach und leicht daher. Lothar Dithmar hat mit seinem vierten Album „Trains and Rivers“ genau dies realisiert, solo am Klavier. Ein lässiges Album mit neun Stücken, die einfach so bequem vor sich dahin hotten. Mal verträumt und nach innen schauend, mal etwas fluffiger groovend. Harmonisch ausgefeilt klar, doch nie langweilig. Und nie das Risiko einer Unachtsamkeit eingehend – höchstens mal einen Hauch davon bei „Im Eigensinn“ – wo auch sonst? Das kann natürlich bei dem einen oder anderen zum ästhetischen Todesfall führen. Keine Chance dafür

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Florian Hartz‘ Flo & Fauna: Try Harder

Florian Hartz‘ Flo & Fauna: Try Harder

„Try Harder! ist eine Folge von Shortstories oder kondensierten Psychogrammen aus dem Themenspektrum Einsamkeit, Leistungsdruck und Depression.“ Die Platte müsste damit die Zeit komplett und voll korrekt widerspiegeln – ja. Im Prinzip, schon. Die Lunte fürs Anhören ist damit gelegt. Doch was hilfts, man höre bitte auch auf die Details dieser kochenden Materie, die der Bassist da mit seiner Kapelle produziert. Ein später Klanggruß des Ende letzten Jahres verstorbenen Pianisten Walter Lang findet sich da übrigens auch noch, geflangert (?). „Ein ‚Try-Hard‘ ist eine Person, die sich auf eher ungesunde

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Baier / Wehrmann: Connected

Baier / Wehrmann: Connected

Das Duo mit den beiden aus Funkpopjazz „groovyoutainment“ über die Kapelle „sidesteps“ bekannten Musikern hat sich ein paar Pop- und Rocksongs vorgeknöpft und mit der Liebe einer nichtendenwollenden Musikalität mit aller Schmacht- und Fetzkunst versehen. Das sitzt erstaunlich sicher und geschmacklich auf den Punkt. Man kann sich dieser enthusiastischen Annäherung an „A Whiter Shade of Pale“ (Procol Harum), „Hey Laura“ (Cole Porter) oder „Back To The Ground“ (Jamie Cullum) nicht entziehen. Kein doppelter Boden – alles offen, alles nur mit einem Hintersinn wie mir scheint: Den Stücken ihre volle Power

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The Rick Hollander Quartet featuring Brian Levy: Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band

The Rick Hollander Quartet: Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band

Das Wagnis nötigt einem Respekt ab. Ein Quartett mit Rick Hollander als Leader am Schlagzeug nimmt sich eine der musikgeschichtsreichsten ikonischen Platten der Beatles vor und vermodelt sie im neuen Gewand als Jazzquartett mit Gitarre (Paul Brändle) und Saxophon (Dr. Brian Levy) sowie Bass (Matt Adomeit). Kann das gut gehen? Ich würde sagen: Im Prinzip, ja. Die Rezitation am Anfang ist so herzlich vorsichtig und zugleich selbstsicher, dass sofort klar wird: Hier wird nichts zerstört oder re- oder dekonstruiert. Hier geht es um Liebe zum Sujet ohne Anbiederung oder einen

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Oded Tzur: Isabela

Oded Tzur: Isabela

Erstaunlich, mit welch großem Lob diese Platte bislang in der Öffentlichkeit versehen worden ist (Reinhard Köchl in der Augsburger Allgemeinen; Oliver Hochkeppel in der SZ). Zum Dahinschmelzen sei sie. Echt jetzt? Kann ich nicht nachvollziehen: Trotz großer Anhör-Mühe ist mir diese fünfteilige „Suite-artige“ Platte, die auf einem selbst entworfenen Raga beruhen soll,  als akustisches Allerweltsgedusel vorgekommen; erklärlich langweilig, immer wieder nerviges Tongeschraube des Saxophinisten Odedd Tzur, als ob er festhinge. Dabei wären die musikalischen Ideen volkliedhafter Redundanz, die die Tracks einleiten, eigentlich eine ganz gute Ausgangsbasis – für Ausbrüche und

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AHL6: If Life Were A Liquid

AHL6: If Life Were A Liquid

Der Anfang der Platte ist stark. Es kribbelt sich der Schlagzeuggrundbeat mit eine Basslinie über oder unter oder in denen sich elektronische Blips und Bleeps wuseln, eine Gitarre setzt sich darüber, später die Bläser. Das Teil steht. Zusammengekocht dreht das Stück hoch. Das macht Freude, später zerfaselt es im Synthie und rutscht ab in eine Art durchlässige kreuz- und querrasende Schwubbel-Musik. Ein Bass-Solo dann über ein paar lose Gedanken. Von da aus ziehen die Bläser sich alles nötige heraus, um an den Chorus des Stücks zurückzuweisen, der in erhöhtem Tempo

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