28. Juli 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Peter Sheppard Skærved / Nigel Clarke

Peter Sheppard Skærved / Nigel Clarke

Große sinfonische Violinkonzerte dieser Länge sind rar. Oder anders gesagt: Wer eine konzertant strukturierte Sinfonie schreibt, sollte etwas zu sagen haben. Bei einer Spielzeit von mehr als einer Stunde wird man daher hoffen dürfen, dass der Komponist nicht nur große (melodische) Linien entwirft, sondern auch musikalisches Material stringent durcharbeitet, also aus der Substanz des Tonsatzes heraus eine innere Dramaturgie entwickelt. Um es kurz zu machen: Die Merlin-Sinfonie (2021) des britischen Komponisten Nigel Clarke (* 1960) bleibt in dieser Hinsicht vieles schuldig. Entstanden ist das Werk auf Anregung des Solisten Peter

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #107 – Violinkonzerte
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Sueye Park / Isang Yun

Sueye Park / Isang Yun

Ich mag diese Fotos, die (wie hier) einen Komponisten vor seinem Hör-Regal zeigen. Dank scharfer Augen, Cover-Kenntnis und ein wenig Phantasie lässt sich da, ohne dass auch nur ein Ton erklungen wäre, viel ablesen – und wenn nicht, dann gewinnt man doch ein Blick auf seinen musikalischen Horizont. So auch bei diesem Foto; es zeigt Isang Yun vor mehreren Reihen MCs (ja, damals war das «klassische» Radio-Programm um Mitternacht noch so interessant, dass wir alle eifrig mitgeschnitten haben) und Langspielplatten – wunderbar! Da finden sich auch ohne Lupe Beethoven-Sonaten mit

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #107 – Violinkonzerte
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Alexander Melnikov / Fantasie

Alexander Melnikov / Fantasie

Die Angaben auf dem Cover entspringen nicht der Fantasie – sie sind selbst fantastisch. Zu hören sind tatsächlich sieben Komponisten und sieben Instrumente. Dass es am Ende acht Werke sind, kann man verzeihen, es spielt auch keine Rolle. Es ist (das sei gleich gesagt) ein Album, wie man es sich nicht besser, instruktiver und verständiger denken kann, und das am Ende zeigt, wie notwendig es ist, Kompositionen für Clavier auf den jeweils zeitgenössischen Instrumenten zu interpretieren – oder zumindest von diesen aus klanglich zu abstrahieren, besonders dann, wenn es ans

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #106 – Fantasien
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Ligeti / Les Siècles

Ligeti / Les Siècles

Die Sechs Bagatellen (1953) und Zehn Stücke (1968) gehören zu den Lieblingen fast jedes Holzbläserquintetts. Nach den «älteren» Werken von Hindemith, Schönberg und Nielsen stehen sie für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts fraglos an der Spitze des Repertoires. Vor allem bieten die Kompositionen einen maximalen Spielraum für eigene Interpretationen. Und diesen Spielraum nutzt das Quintette à vent des Siècles auf eine unwiderstehliche Weise. In den viel gespielten Bagatellen durch eine unwiderstehlich pointierte, offene, überraschende und vor allem die ganze Breite der Klangfarbenpalette auskostende Umsetzung, in den nicht mehr von

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #103 – Ligeti 100
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György Ligeti / Danny Driver

György Ligeti / Danny Driver

«In diesen Stücken trotz ihrer unnachgiebigen Virtuosität das Emotionale und Sinnträchtige in den Vordergrund zu stellen bedeutet – zumindest für mich – die ultimative Herausforderung.» Mit diesen bemerkenswerten Worten schließt der englische Pianist Danny Driver seinen kenntnisreichen Booklet-Essay, und er benennt damit auch genau jenen Eindruck, der sich beim Hören seiner Interpretation der Études nicht nur rasch einstellt, sondern auch von Stück zu Stück intensiviert und manifestiert. Denn obgleich sich Ligeti hörbar von Conlon Nancarrows faszinierenden Studies for Player Piano und ihren ganz neuen Formen instrumentaler Virtuosität inspirieren ließ (die

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #103 – Ligeti 100
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Ligeti / SWR Vokalensemble

Ligeti / SWR Vokalensemble

Die Vokalmusik von György Ligeti unterliegt auch in der breiten Wahrnehmung einer Zweiteilung. Auf der einen Seite stehen das Requiem und das dazu komplementäre 16-stimmige Lux aeterna (1966), wenigstens akustisch weithin geläufig durch die auszugsweise Übernahme in den Kino-Klassiker 2001 – Odyssee im Weltraum, auf der anderen all jene Kompositionen für Chor a cappella, die zwischen 1941 und 1955 noch in Ungarn und nahezu ausschließlich auf ungarische Texte entstanden. Ligeti bevorzugte dabei Verse von Bálint Balassa, dem ersten bedeutenden Dichter des Landes, und Sándor Weöres, der zeitgenössisch mit Sprache und

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #103 – Ligeti 100
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Ligeti / Han Chen

Ligeti / Han Chen

Wer einmal die Études von György Ligeti gehört hat, den dürften sie kaum mehr loslassen. Die innere Motorik vieler Stücke und das geradezu systematische Nachsinnen über einzelne musikalische Aspekte haben den drei Büchern mit insgesamt 18 «Studien» einen bleibenden Platz in der Musikgeschichte wie auch im Repertoire gesichert. Zudem handelt es sich um ein «Alterswerk» des Komponisten, das er erst im Jahre 2001 (unvollendet) aus der Hand legte. Nicht zufällig haben einige der Nummern unter Pianist:innen inzwischen eine hohe Beliebtheit erreicht – Gesamteinspielungen der Sammlungen sind indes noch in der

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #103 – Ligeti 100
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Ligeti / Quatuor Diotima

Ligeti / Quatuor Diotima

Nicht erst zu seinem 100. Geburtstag ist György Ligeti zu einem «Klassiker» der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geworden. Unabhängig im Denken wie auch in der Ästhetik, mehr aber noch ein Sympathieträger in der sprachlichen Vermittlung von Musik, war er schon zu Lebzeiten ein Solitär – und wer ihn auch nur einmal persönlich erlebte, war von seinem Charakter und seiner spielerischen Art im strengen Experiment fasziniert. Das zeigen seine kurzen und griffigen Stücke für Holzbläserquintett, ebenso seine Streichquartette, dessen erstes sich aus der ungarischen Tradition (Bartók) mit jedem Ton herausschält,

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #103 – Ligeti 100
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Tubin / Paavo Järvi

Tubin / Paavo Järvi

Das Estonian Festival Orchestra unter der Leitung von Paavo Järvi ist schon lange keine unbekannte Größe mehr. Beim französischen Label Alpha ist nun schon die vierte Produktion herausgekommen – und wieder ist es ein überaus zielsicherer Griff ins Repertoire, der dieses Album besonders werden lässt. Mit zwei Werken steht das Schaffen des estnischen Komponisten Eduard Tubin (1905–1982) im Zentrum, flankiert durch zwei herausragende Werke aus Polen von Grażyna Bacewicz (Concerto, 1948) und Witold Lutosławski (Musique funèbre, 1958) für Streichorchester. Ein dramaturgischer Coup, der zudem die wunderbare Trauermusik von Lutosławski wieder

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #098 – Sinfonisches
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Without Borders / Can Çakmur

Without Borders / Can Çakmur

Wenn nicht alles täuscht, so wird Can Çakmur sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten als einer der profiliertesten Pianisten nicht nur seiner Generation etablieren. Einige Preise hat er bereits gewonnen – was mich persönlich aber weit mehr interessiert, ist seine Art der Interpretation, einer sehr markanten Herangehensweise an Musik verschiedener Epochen. Aktuell steht er bei dem auch für Überraschungen bekannten schwedischen Label BIS unter Vertrag – und ich hoffe, dass dies trotz der vielen Veränderungen auf dem Musikmarkt noch lange so bleibt. Offensichtlich darf sich der 1997 geborenen Can

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #096 – Klavierstücke
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