2. Juli 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Anders Hillborg

Anders Hillborg

Kaum zu glauben, dass der schwedische Komponist Anders Hillborg im vergan-genen Jahr bereits seinen 70. Geburtstag gefeiert hat. Denn an schöpferischer Frische mangelt es ihm keinesfalls – im Gegenteil spricht er eine eindringliche, farbenprächtige musikalische Sprache voller Kraft und Poesie. Das ist auch auf diesem Album mit Eldbjørg Hemsing als brillante und einfühlsame Solistin zu hören – mit einem mehrteiligen Violinkonzert (der «Nr. 2» in Hillborgs Œuvre), das in kadenzierenden Passagen und markanten Tutti-Episoden eine Geschichte erzählt, die zwischen klassischem Duktus, markanten Rhythmen und heterophonen Elementen mit intuitiven Scharnierstellen wechselt.

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #158 – Nro. 2
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Kalevi Aho

Kalevi Aho

Zahlen spielen in der Musik eine wichtige Rolle. Von der Antike bis in die Renaissance waren Proportionen die Grundlage allen Klingens – sowohl was die konsonierenden Intervalle angeht als auch das Verhältnis von Notation und Rhythmus oder noch allgemeiner das Verhältnis einzelner Abschnitte untereinander. Später kamen Aspekte der Symbolik hinzu, die auch heute noch eingefleischten Numerologen kreative Freude bereiten. Während der rebellierenden Avantgarde kamen noch einmal andere, komplexere Verhältnisse hinzu. Heute hingegen scheint vieles eher im Fluss zu sein. Und es wird unter Komponist:innen wieder fleißig gezählt – nämlich bei

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #158 – Nro. 2
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Jakub Józef Orlinski

Jakub Józef Orlinski

Dass ein Sängerporträt ganz verschiedene Perspektiven umfassen kann, zeigt auch dieses Album mit dem Countertenor Jakub Józef Orlinski, das tief in das Repertoire des 17. Jahrhunderts eintaucht. Anders als bei vielen anderen Produktionen ähnlicher Art kommt im Booklet hier der kuratierende Musikwissenschaftler zu Wort. Er erläutert die Idee hinter der Einspielung und gibt Informationen und Hinweise zu den einzelnen Stücken. Mir ist das sehr sympathisch. Denn was wären die besten Sänger:innen und Musiker:innen ohne die Fachexpertise und was wären Wissenschaftler:innen und Philolog:innen ohne die klangliche Realisierung der Fundstücke? Yannis François

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #157 – Stimmen
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Alexandre Baldo

Alexandre Baldo

Dunkle Töne. Bei diesem Album handelt es sich in gleich dreifacher Weise um ein Portrait: zum einen des jungen Alexandre Baldo und seines Bass-Baritons, zum anderen des wohl allenfalls nur noch dem Namen nach bekannten Antonio Caldara (1670–1736) und zum dritten des Bassisten Christoph Praun (1696–1771/72), der für annähernd ein halbes Jahrhundert Mitglied der kaiserlichen Hofkapelle in Wien war – und als einer der herausragenden Sänger seiner Zeit bei der Aufführung zahlloser Opern, Oratorien etc. mitwirkte. Praun übernahm dabei dokumentarisch belegt auch Partien in den Opern Caldaras, der seinerseits als

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #157 – Stimmen
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Laila Salome Fischer

Laila Salome Fischer

Affekt und Emotionen. Die Musik des Barock wird davon getragen – all die Opernarien, aber auch viele Sätze der Instrumentalmusik. Die vorherrschende Affekteinheit in den Sätzen machte es leicht, bestimmte Topoi auszuarbeiten, aber auch die eine oder andere Arie auszutauschen oder ganze Opern als Pasticcio anzulegen. Auch dieses Album setzt bei den Affekten an und widmet sich einzelnen Schreckensszenen in wechselnden emotionalen Konstellationen: von Verzweiflung, Trauer und Wut über Angst und Kampfeslust bis hin zu Liebe und Sehnsucht. Max Volbers spricht im Booklet nicht ohne Augenzwinkern von einem musikalischen «Gruselkabinett»

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #157 – Stimmen
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Sophie Junker

Sophie Junker

Im Gegensatz zu vielen Komponist:innen ist über die meisten Sänger:innen früherer Jahrhunderte kaum etwas bekannt, selbst über jene nicht, die mit herausragenden Rollen auf der Opernbühne von sich reden machten. Dies gilt auch für «La Francesina» (die kleine Französin), die letzte von Händel in London hochgeschätzte Sopranistin. Über die Herkunft und Ausbildung von Élisabeth Duparc (so ihr bürgerlicher Name) ist kaum etwas bekannt, so dass davon auszugehen ist, dass bereits ihre Zeitgenossen kein Interesse an solchen biografphischen Details (den Metadaten des Lebens) hatten. Sie wurde zwischen 1710 und 1715 geboren

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #157 – Stimmen
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Michael Spyres

Michael Spyres

Alben, bei denen eine einzige Stimme im Vordergrund steht, gab es schon immer. Und sie waren und sind mir weiterhin suspekt. Man könnte fast von einer tönenden Bewerbungsmappe sprechen, die sich an Veranstalter, Agenturen und all jene Liebhaber:innen richtet, die sich auf einzelne Sänger:innen und deren stimmliche Entwicklung fokussieren. Was gesungen wird, ist dabei oft genug egal, solange überhaupt gesungen wird. Umso ansprechender ist dieses Album von Michael Spyres. Es lässt sich zwar auch so einordnen, aber es widmet sich eben auch einem bestimmten Stimmfach. Aufgenommen wurden nicht bloß Tenor-Arien

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #157 – Stimmen
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Cipriani Potter

Cipriani Potter

Obwohl sich in London bereits Ende des 18. Jahrhunderts ein lebhaftes öffentliches Konzertleben entwickelt hatte, waren Werke britischer Komponisten dennoch kaum präsent. Auch nach der Jahrhundertwende griff man eher auf die Partituren von Joseph Haydn zurück (insbesondere auf die sogenannten «Londoner Sinfonien»). Selbst die Gründung der Philharmonic Society im Jahre 1813 setzte zunächst kaum neue Akzente. Mit Ferdinand Ries war lediglich ein weiterer deutschsprachiger Komponist auf den Programmen vertreten. Erst die nachfolgende Generation mit George Alexander Macfarren (1813–1887) und William Sterndale Bennett (1816–1875) sollte sinfonisch eigenständig werden. Dazwischen stehen die

Teil 4 von 4 in Michael Kubes HörBar #156 – Sinfonisches
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Ludwig van Beethoven

Ludwig van Beethoven

Warum noch eine Einspielung von Beethoven-Sinfonien? Diese Frage mag sich stellen, wer dieses Doppelalbum in den Händen hält, das zugleich den Auftakt zu einer Gesamtaufnahme darstellt. Bei Beethoven ist natürlich nie das letzte Wort gesprochen, obwohl vermutlich jeder seine Lieblingsinterpretationen im Regal oder auf der Playlist stehen hat. Zugleich haben sich neu formierte Orchester und junge Dirigent:innen gerade an diesen Werken zu messen, um sich zu beweisen und an diesen Partituren zu wachsen. Hier ist es das 2021 gegründete Orchestre Consuelo unter der Leitung von Victor Julien-Laferrière, das sich aus

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #156 – Sinfonisches
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Ferdinand Ries

Ferdinand Ries

Ich kann mich noch gut an die 1980er Jahre erinnern, als Werke von Ferdinand Ries (1784–1838) nur gelegentlich auf Schallplatte zu finden waren. Damals stand noch alles im Zeichen und im Schatten Beethovens. Dass Ries aber ebenfalls ein hervorragender Komponist mit einem breiten und reichen Œuvre war, ist erst in den 2000er Jahren ins Bewusstsein gedrungen – und dies vor allem dank der Einspielungen bei den Labels Naxos und cpo. Heute gehört Ries nicht mehr zu den großen Unbekannten, sondern seine Kompositionen werden sehr ernst genommen. So auch von der

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #156 – Sinfonisches
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Anton Zimmermann

Anton Zimmermann

Welch unentdeckte musikalische Schätze noch immer in Archiven und Bibliotheken schlummern, zeigt die nun schon zweite Folge mit Sinfonien von Anton Zimmermann (1741–1781). Sie erweitern den Blick auf ein Repertoire, das sich heute vorwiegend auf Joseph Haydn konzentriert, obwohl in London, Paris und Hamburg nicht minder bedeutende Werke entstanden sind. Zimmermann wirkte in Preßburg höchst erfolgreich und angesehen als «fürstlicher Hofcompositeur». Seine Werke haben eine so große Originalität, dass zwei Sinfonien früher Haydn zugeschrieben wurden. Werner Ehrhardt und das Ensemble L’Arte del mondo haben sich schon länger auf Entdeckungen aus

Teil 1 von 4 in Michael Kubes HörBar #156 – Sinfonisches
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