Selbst mit der Gitarre vertraut, komponierte Burgess zwischen 1986 und 1989 drei Quartette für das Ensemble und bearbeitete einige sinfonische Sätze für diese Besetzung. Das erste Quartett wurde bereits damals aufgenommen; bei den Arrangements auf dem aktuellen Album handelt es sich nun um Ersteinspielungen. Während diese Arrangements eher technischer Natur sind (wobei der Merkur aus Holst’s Planeten-Suite eine faszinierende Farbigkeit entwickelt), zeigen die Quartette mit ihren unterschiedlich angelegten Sätzen das verblüffendes kompositorisches Vermögen: von spritzigen, spanisch angehauchten schnellen Charakteren bis hin zu strengen Formen wie der Passacaglia, von sauber durchgearbeiteten kontrapunktischen Sätzen bis hin zu perlenden Arpeggien. Die Faktur ist dabei (insofern nicht unähnlich dem Streichquartett) ebenso idiomatisch wie im Ganzen abstrakt. Das 2015 gegründete Mēla Guitar Quartet erweist sich als gut vorbereiteter und gänzlich unprätentiöser Anwalt für diese bislang ungedruckten Werke. Eine bemerkenswerte Ausgrabung aus der Neuzeit.
Anthony Burgess. Complete Guitar Quartets
Guitar Quartet Nr. 1 «Quatuor en hommage à Maurice Ravel» (1986); Guitar Quartet Nr. 2 (1988); Guitar Quartet Nr. 3 (1989); Gustav Holst. Mercury, the Winged Messenger aus: The Planets op. 32 (Arr. Anthony Burgess); Three Morceaux Irlandais (Arr. Anthony Burgess); Carl Maria von Weber Ouvertüre zu Oberon (Arr. Anthony Burgess)
Mēla Guitar Quartet
Naxos 8.574423 (2017, 2018)
- Frank Bungarten
- Quartetto Santorsola
- Thibault Cauvin
- Mēla Guitar Quartet