
Lassen Sie sich Zeit für diese musikalische Malerei aus Kontrabassklängen und elektronischen Re-Loops und Zuspielungen. Das ist eine tatsächlich friedliche Angelegenheit in der Kunst des Abtauchens. Darin, wie beim ersten Track der Bassist seine eigene Welt finden muss und will und kann. Ganz die Substanz, der Urgund. Aber das ist ja nur der erste Track «Peace Universal» und man kann sich auch fragen dabei, ob das nicht ein bisschen zu plakativ gedacht ist, von Arild Andersen – und auch von dem Rezensenten. Vielleicht ja beides.
Andersen streift auf seinem aktuellen Album aber auch noch Klassiker des Jazz wie «Ghosts» von Albert Ayler oder «Song for Che» seines Instrumentenkollegen Charlie Haden oder Ornette Colemans «Lonely Woman». Aber so sehr Andersen sich auch nähert, zugleich flüchtet er in eine atmosphäisches Irgendwas.
Dabei könnte es auch anders sein, wenn er bei Ghosts endlich losgelassen ganz auf sich selbst gestellt agiert. Wie befreit das dann doch wirkt und so plötzlich und so herzlich. Das geht dann ganz auf in Tracks wie «A Nightingale Sang in Berkeley Square». Wie das federt und wie das im Schreitloop von «Mira» sich herausschält und ergießt. Wunderbar.
«Lonely Woman» dagegen? Das verschwelgt er künstelnd, nicht ohne Reiz, aber doch den Kern der Komposition so sehr verfieselnd, dass man um drei Ecken hören muss, um nicht enttäuscht zu sein. Erst wenn er von Coleman zu Haden übergeht, findet er ein wenig zurück in die ganz eigene instrumentale Kraft, die dann auch das Coleman-Stück reflektierend affektiert.
Arild Andersen – Landloper [2024]
Arild Andersen – Double Bass, Electronics
ECM (VÖ 29.11.2024)