Enjott Schneider / wood & metalEnjott Schneider (*1950) ist ein überaus produktiver Komponist, der mit seinen Werken zeigt, wie unterschiedlich die Vorstellungen von zeitgenössischer Musik sein können – die sich nicht durch diesen oder jenen Stil definiert, sondern vor allem durch die Entstehung in der Gegenwart. Zwei Konzerte, ein Werkpaar, sind auf diesem Album vereint: Secret of Trees, ein Konzert für zahlreiche auf Holz basierende Instrumente, und Maschine Worlds, ein Konzert, das mit Metallschrott und anderen metallischen Instrumenten hantiert. Einen Hintergrund dazu eröffnet Schneider in seinem kleinen Essay – ohne sich, abgesehen von einigen naturphilosophischen und kulturgeschichtlichen Betrachtungen und Anspielungen auf bildnerisch-künstlerische Vorbilder, konkret zu den Klängen oder Formen zu äußern. Lediglich die «Basler Fastnacht» mit ihrer Guggenmusik findet Erwähnung – aber das hört man im Finale der Maschine Worlds auch so.
Dass weitere Erklärungen kaum nötig sind, zeigen die Kompositionen selbst. Die Secret of Trees beginnen geradezu als naturalistisches Abbild eines fernen archaischen Waldes (einige melodische Einwürfe des Englischhorns geben dem Ganzen einen verhalten klingenden Charakter), auch die weitere Behandlung des Orchesters (und des Solos) erscheint mir erschreckend konventionell (wenn auch mit einigen interessanten Farben). Dies gilt auch für die ryhthmisch inspirierten Maschine Worlds, die partiell allerdings hinter so manchen Filmscore zurückbleiben. Ob das Schlagwerk-Solo besondere Anforderungen an die Gestaltung stellt, vermag ich nicht recht einordnen zu können. Umso aufschlussreicher für die klanglichen Möglichkeiten des jeweiligen Instrumentariums erscheinen mir die kurzen, fokussierten (komponierten) Improvisationen der beiden Solisten, die auf dem Album als Supplement beigegeben sind.
wood & metal – colors of percussion
Enjott Schneider. Secret of Trees. Konzert für Percussion und Orchester (2017); Maschine Worlds. Konzert für Scrap Metal und Orchester (2018); Stefan Blum. Studies in Metal (2021); David C. Panzl: Fuyugeshiki – Winter Scenes (2021)
David Christopher Panzl, Stefan Blum (Schlagwerk), Nürnberger Symphoniker, Gabriel Venzago Wergo WER 5128 2 (2021)
Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.