Zunächst beeindruckt einmal mehr die Souveränität, mit der die Partitur in der renovierten und nach wie vor brillant klingenden Tonhalle umgesetzt wird. Man hat nicht den Eindruck eines falschen Raums mit künstlicher Akustik. Das lässt die Aufnahme auch warm und räumlich authentisch erscheinen. Andererseits wird dadurch die Interpretation offener erfahrbar: So präsentiert sich das Zürcher Tonhalle-Orchester als ein hochkarätiger, in sich geschlossener Klangkörper und lässt hier und da dennoch Ecken und Kanten erkennen, wenn einmal eine Flöte überhängt, das Blech sich zu präsent nach vorne wagt oder undeutlich wird. Dass sich schon der Kopfsatz nicht recht zur Größe aufschwingt, das Scherzo nicht so recht «knacken» will, das Adagio in den ersten Takten fast larmoyant anhebt und allzu schnell das dynamische Spektrum öffnet, ist der Sichtweise von Paavo Järvi geschuldet. Es gibt wahrlich Dutzende von Einspielungen, die man im Vergleich links liegen lassen kann. Andererseits finden sich auchDeutungen, die leicht an Steuerbord überholen. Eine Einspielung, die wohl eher in der Trias gesehen werden muss.
Anton Bruckner. Sinfonie Nr. 9
Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi
Alpha ALP 1068 (2023)
- Dvořák / Nathalie Stutzmann
- Tüür / Paavo Järvi
- Bruckner / Tonhalle-Orchester Zürich
- Mahler / Philipp von Steinaecker
- Philippe Chamouard / Christian Orosanu