Darüber hinaus unterrichtete Cláudio Santoro ab 1970 für einige Jahre Komposition und Dirigieren an der damaligen Musikhochschule Heidelberg-Mannheim. Dennoch hat sich hierzulande keine kontinuierliche Aufführungstradition seiner Werke entwickelt, im Gegenteil: Sein Name dürfte heute kaum noch bekannt sein. Insgesamt 14 Sinfonien schrieb Santoro zwischen 1940 und 1989 neben zahlreichen anderen Kompositionen – ein erstaunlich umfangreiches Œuvre, das neben seinen vielfältigen lehrenden wie administrativen Tätigkeiten entstand. Die brasilianische Musik des 20. Jahrhunderts ist jedenfalls ohne ihn nicht zu denken – vielleicht auch deshalb, weil Santoro stilistisch nie stehen blieb, sondern stets auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten war. Gleichwohl wirkt die «Brasilia» überschriebene 7. Sinfonie mit ihren vier Sätzen formal konservativ, volksmusikalische Elemente spielen allenfalls auf abstrakter Ebene eine Rolle. Mit hörbar großem Engagement eingespielt, fordern die Partituren Aufmerksamkeit ein und erzählen zugleich ein Stück moderner Geschichte des Landes.
Cláudio Santoro. Sinfonie Nr. 5 (1955); Sinfonie Nr. 7 (1959/60) «Brasília»
Goiás Philharmonic Orchestra, Neil Thomson
Naxos 8.574402 (2018)
https://open.spotify.com/intl-de/album/2KGWOSs265SWhtltp6Zhoc
- Serenata / Neil Thomson
- Amazonia / Simone Menezes
- Soul of Brazil / Delgani String Quartet
- Profesión / Sean Shibe
- Santoro / Goiás Philharmonic Orchesta