Ein Album, dessen Programm mit einem Blick ins Booklet sofort verständlich und nachvollziehbar wird. Denn hier muss das Brahms’sche Violinkonzert neben den Konzerten von Amanda Maier (1853–1894) und Julius Röntgen (1955–1932) nicht als Zugpferd dienen; vielmehr vollzieht die Werkfolge eine historische Begegnung nach: Denn Amanda Maier und Julius Röntgen waren am Silvestertag 1878 in der Generalprobe zu der von Joseph Joachim gespielten und von Brahms selbst dirigierten Uraufführung des Opus 77 im Leipziger Gewandhaus zugegen. Beide zog es zudem in die Uraufführung, die zu einem großen Erfolg wurde.
Es ist nicht das erste Album von Cecilia Zilliacus, und es ist auch nicht ihre erste Einspielung, die dem Schaffen von Amanda Maier gewidmet ist. Nach Kammermusik folgt hier also das einsätzige Violinkonzert d-Moll von 1875 (eigentlich ein ausgedehnter Kopfsatz), der voll und ganz auf der Höhe der Zeit steht und sich fraglos auch gut im Konzertsaal machen würde. Ihm steht eine der letzten Kompositionen von Julius Röntgen an der Seite, ein vollkommen aus der Zeit gefallenes Violinkonzert fis-Moll aus dem Jahre 1931, das mit seiner Eröffnung (kurzer Paukenwirbel und Holzbläser) unweigerlich Erinnerungen an Max Bruchs «Nro. 1» hervorruft. Doch anders als bei der zwar verdienstvollen, aber auch etwas statisch anmutenden Einspielung durch Liza Ferschtman (2011, cpo) nimmt Cecilia Zilliacus den ausgelegten Faden auf und spinnt ihn selbst in diesem sehr ordentlichen, keineswegs bloß dokumentarischen Live-Mitschnitt aus Malmö inspiriert und mit Leichtigkeit im Ton fort. Es sind diese beiden echten Raritäten, die das Album lohnen.
Amanda Maier. Violinkonzert d-Moll (1875); Johannes Brahms. Violinkonzert D-Dur op. 77 (1878); Julius Röntgen. Violinkonzert fis-Moll (1931)
Cecilia Zilliacus (Violine), Malmö Symphony Orchestra, Västerås Sinfonietta, Kristiina Poska
dB Productions dBCD 202 (2018, 2021)