Zu den größten und bedeutendsten Partituren zählen ausgerechnet jene, die mit einem herben persönlichen Verlust verbunden waren: zunächst das lateinische Requiem, entstanden 1673 auf den Tod der Kaiserin Margarita Theresia, dann nur drei Jahre später die Tres Lectiones (1676) auf den Tod der Kaiserin Claudia Felicitas – beide Male offenbar mehr als nur staatspolitisch motivierte Ehen. Wie tief der Schmerz saß, wird nur ansatzweise aus den persönlichen Aufzeichnungen deutlich. Die Musik spricht da weit deutlichere Worte – mit gedämpften Zinken und Trompeten sowie einem fünfstimmigen Vokalsatz. Dass erst jetzt die bereits 2016 erfolgte Einspielung veröffentlicht wird, mag ein wenig verwundern, denn das Ensemble Weser-Renaissance Bremen unter Manfred Cordes beweist erneut ein außerordentliches Interpretationsniveau. Offenbar steht die Wiederentdeckung eines musikalischen Kaisers an – auch wenn in Bremen diese schon 2015/16 live über die Bühne ging.
Leopold I. Missa pro defunctis (Requiem); Tres Lectiones; Motetto de Septem Doloribus Beatae Mariae Virginis
Weser-Renaissance Bremen, Manfred Cordes
cpo 555 078-2 (2016)
- Leopold I. / Requiem & Lectiones
- Friedrich II. / Gian-Luca Petrucci
- Preußisch Blau / Sophia Aretz
- Pedro I. / Credo & Te Deum