Wie frisch wirkt das den schon wieder, obwohl mit Barre Phillips ein schon alter weißer Bassist (Jahrgang 1934) den Kontrabass traktiert nach allen Mitteln der Improvisationskunst. Barre Phillips und György Kurtág jr. (also der Sohn von György Kurtág sen.) begeben sich auf Klangspurensuche mit den Mitteln von Electronics und einem traditionellen akustischen Kontrabass. Von Angesicht zu Angesicht – auf musikalischer Augenhöhe.
Dabei geht es drunter und drunterer. Ein filigranes Gespinst aus Klängen formulieren sie in Echtzeit, so ziellos wie bestimmt und konzentriert. Da geht die erklingende Musik verloren im Ungewissen. Eigentlich handelt es sich um ein Hörspiel und Hördrama, wie man es nur so an der Kante zwischen freier Improvisation und Neuer Musik kennt. Das ist für die einen sicher eine ganz langweilige Angelegenheit, andere werden damit überfordert sein, manchem wird das zu spielerisch erscheinen (als zu wenig durchgehört etc.).
Für mich es ein Hör-Spiel, nicht durchgehört und damit voller reichhaltiger neuer Klangfacetten aus dem Nichts und Klangwelten von unbekanntem Planeten schöpfend. Das erschließt sich einem eigentlich wie von selbst, wenn man es denn zulässt. Sollte man machen, das. Das lassen, ein- und zulassen.
«Das Album wurde in den Studios La Buissonne in Südfrankreich aufgenommen», aber man kann es überall hören, wo genug Ruhe und Gelassenheit die Grundlage des Hörens bildet.
Barre Phillips / György Kurtág jr. – Face à Face [2022]
- Barre Phillips – Double Bass
- György Kurtág jr. – Live Electronics
ECM 2735 (VÖ: 19.8.2022)