Den Anfang macht ein neues, vier Sätze umfassendes Konzert (Focus) von Peter Eötvös, das schon nicht mehr auf die einst so wichtigen «extended techniques» setzt, sondern dem Titel entsprechend Klang und Linien in den Mittelpunkt rückt – und zwar auf eine so idiomatische und noch dazu sympathische Weise, dass die Partitur in den kommenden Jahren hoffentlich auch den Weg ins reguläre Konzert findet. Als ideale Ergänzung erscheint dazu (wie auch auf dieser CD) das Konzert von Georg Friedrich Haas für das klangmächtige Baritonsaxophon. Hier eröffnet die Mikrotonalität neue Klangräume und Perspektiven, ohne kompositorisch die Fixpunkte aus den Augen und Ohren zu verlieren. Nicht minder originell, doch eher im Bereich der Erkundung sind die Saxordionphonics von Vykintas Baltakas anzusiedeln, ebenso die mit weißen Klängen beginnenden Violent Incidents von Johannes Maria Staud. Fazit: Das Album bietet keine Avantgarde, dokumentiert jedoch einen Werkbestand, der auch nach der Taufe lebendig blieb und bleiben sollte. Vermutlich nichts für Nerds, wohl aber für interessierte Feinschmecker.
Peter Eötvös. Focus. Konzert für Saxophon und Orchester (2021); Georg Friedrich Haas. Konzert für Baritonsaxophon und Orchester (2008); Vykintas Baltakas. Saxordionphonics. Konzert für Saxophon, Akkordeon und Kammerorchester (2013); Johannes Maria Staud. Violent Incidents. Konzert für Saxophon, Blechbläser und Schlagwerk (2005/06)
Marcus Weiss (Saxophon), Teodoro Anzellotti (Akkordeon), WDR Sinfonieorchester Köln, Elena Schwarz, Emilio Pomàrico, Windkraft Tirol, Karper de Roo
Wergo 7389 2 (2007, 2008, 2013, 2022)
- Adrian Tully / Reflections
- Fukio Quartet / Transcend
- Marcus Weiss / Contemporary Concertos
- Lars Lien / Out of Step
- Arno Bornkamp / Folies de Baryton