Mit dem universellen lateinischen Text seiner Passio Domini nostri Iesu Christi secundum Ioannem erinnert Močnik ein wenig an die Lukas-Passion von Penderecki aus dem Jahre 1966, nicht nur wegen der signifikanten Verwendung der Glocken. Er schafft mit dem Lateinischen nicht nur «Verständlichkeit» über alle Sprachgrenzen hinweg (zugegebenermaßen ein Paradoxon), sondern auch eine gewisse Objektivität gegenüber dem Geschehen, das von den Einwürfen des nicht im Mittelpunkt stehenden Orchesters kommentiert wird. Tatsächlich sind es die Solisten und Chorstimmen, die auf einfühlsame Weise die Passion vergegenwärtigen. Traditionsgemäß übernimmt dabei die Partie des Jesus eine dunkle Stimme (hier: Gabriel Rollinson, Bassbariton), für den Erzähler / Evangelisten ist hier jedoch eine Frauenstimme vorgesehen (Siobhan Stagg, Sopran). Dass Močnik seine Passionsvertonung gleichsam mit einem gregorianischen Choral ausklingen lässt («Amor in aeternam»), überrascht nach Passagen in der Faktur von Fauxbourdon und Organum nicht, sondern wirkt nur konsequent.
Damijan Močnik. Passio Domini nostri Iesu Christi secundum Ioannem (2011)
Siobhan Stagg (Sopran), Lydia Teuscher (Sopran), Attilio Glaser (Tenor), Gabriel Rollinson (Jesus), Rok Ferenčak (Tenor), Tadej Osvald (Bass), Max Hanft (Orgel), Slowenischer Philharmonischer Chor, Gregor Klančič (Choreinstudierung), Münchner Rundfunkorchester, Ivan Repušić
BR Klassik 900343 (2022)