18. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Michael Borek – It Happened in June

Michael Borek – It Happened in June
Michael Borek – It Happened in June

So schön kann es sein. Es plätschert und sprudelt im Klavier des Michael Borek so vor sich hin. Nichts zu finden war vielleicht sein Sinn, vielleicht ist es eben auch nur die große Kunst des Erzählens ohne zu langweilen, auch wenn man nicht die fetten Stories aus dem musikalisch-poetischen Hut zaubert. Warum auch?

Wohin die Reise so geht? Mal hier hin, mal da hin. Die Gestaltung von Booklet und der CD selbst, erinnert deutlich an ECM-Produkte. Und die Meditationen auf der CD erinnern an ganz in sich versonnene Zugaben bei Keith Jarrett. Was kein Mangel ist, sondern Genuss erwirtschaftet. Das ist so locker und leicht gewirkt, so durchlässig gespielt, dass man gerne auf die Reise mit dem Pianisten geht. Wohin geht sie noch mal? Egal. Unterwegs zu sein ist doch ein akzeptierter Selbstzweck. Gerade wenn man es aus freien Stücken heraus tun kann.

Soweit so gut; wie gut das auch mit etwas avancierterem Material gehen kann, zeigen die Tracks 13 bis 15, die eine Verpaarung von Messiaen und Debussy anzuzeigen scheinen, wenn Terzentürme auf flirrende Gegenbewegungen in den höchsten Registern treffen. Da spannt Borek noch einmal eine ganz andere Welt auf. Das letzte Stück «Eternity» wirkt wie ein umgemodelter Diebstahl aus der Repetitionswelt der Solokonzerte von Keith Jarrett aus den 70er-Jahren.

Eine durch und durch lyrische und sympathische Platte im Schlummermodus, die die Wucht der Zeit anzuhalten scheint und daher vielleicht für die einen oder die anderen eine Herausforderung sein kann.


Michael Borek – It Happened in June [2022]

  • Michael Borek – Piano

MVB Records 9825

 

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