Insofern handelt es sich bei der vorliegenden Einspielung der Fassung von 1848 um eine richtige Rarität. So (oder ähnlich) muss die Oper wohl einst in Vilnius erklungen sein – nicht etwa im Theater, sondern im Wohnzimmer von Moniuszkos Schwiegereltern: «Unsere guten Orchestermusiker, Kirchensänger und einige Amateure haben sich in einer Gruppe von etwa 40 Menschen zusammengetan und mich bis zum Schluss begeistert und stolz unterstützt, wobei ihre Kenntnisse des Werks mit der Anzahl der Proben zunahm» – schrieb der Komponist, der zu jener Zeit im Alter von knapp 30 Jahren seinen Lebensunterhalt noch als Organist verdiente. Anders als in der späteren Fassung handelt es sich bei der frühen Halka nicht primär um ein nationales Drama, sondern eher um eine Sozialtragödie, doch auch dies verhinderte für zehn Jahre den Erfolg auf der großen Bühne. Und so überrascht diese sorgfältig produzierte Aufnahme aus Kraków in jeder Weise: zunächst mit einer Spielzeit von nur 80 statt der üblichen 120 Minuten, mit einer unglaublich frischen Interpretation (auch und besonders in den Chören), einem trefflich besetzten und in sich stimmigen Ensemble sowie mit der auf Originalinstrumenten sehr klar artikulierenden Capella Cracoviensis unter Jan Tomasz Adamus. Diese Einspielung hat nichts vom gelegentlich anzutreffenden Schlendrian an sich und überzeugt auch akustisch. Ein weiterer Pluspunkt: das beigefügte deutschsprachige Libretto.
Stanislaw Moniuszko. Halka (Oper in 2 Akten)
Natalia Rubiś (Sopran), Michalina Bienkiewicz (Sopran), Sebastian Szumski (Bariton), Przemyslaw Borys (Tenor), Przemyslaw Józef Balka (Bass), Marek Opaska (Bass), Capella Cracoviensis, Jan Tomasz Adamus
deutsche harmonia mundi 19439900642 (2019)