Dies betrifft vor allem den Klang. Viel zu sehr hat man bei Adams den smarten Sound der San Francisco Symphony im Ohr, mit dem die Werke der 1980er Jahre ihren Siegeszug antraten. Weit mehr als 30 Jahre Orchesterkultur später und von einem zentraleuropäischen, geschulten Klangkörper gespielt, verändern sich auch die Kompositionen. Schon lange ist das in ihnen präsente Lebensgefühl historisch geworden, die Musik selbst will nun gedeutet werden. Dies geschieht auf faszinierend klare und nüchterne Weise, im Fall von Slonimsky’s Earbox fast in Form eines Schweizer Uhrwerks (was den Strawinsky-Anklängen zugute kommt). Paradoxerweise nimmt dieser Zugang dem frühen Tromba Lontana das zwar streng gebundene, doch eigentlich freie Pulsieren (die repetierten Glockenschläge wirken hier wie ein ausgebremster Short Ride). – Obgleich sie auktorial sanktioniert ist, stellt sich angesichts der Einspielung allerdings die Frage, ob die Kompositionen nicht doch als Spiegel ihrer Zeit zu verstehen sind. Auch die virtuosen Ives-Reflexionen können darauf keine Antwort geben.
John Adams. Slonimsky’s Earbox (1995); My Father Knew Charles Ives (2003); Tromba Lontana (1985/86); Lollapalooza (1995)
Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi
Alpha ALP 874 (2022)