Eingespielt wurden drei Werke von Komponist:innen dreier Generationen. Die mit Abstand älteste wird von Boris Lyatoshynsky (1895–1968) vertreten, der besonders als Sinfoniker hervorgetreten ist, vor allem durch seine 1951 entstandene Sinfonie Nr. 3 op. 50 (1951), deren originaler Titel «Der Friede wird den Krieg besiegen» sogleich von der sowjetischen Zensur kassiert wurde – schon damals wurde die Losung offenbar für eine Utopie gehalten, die nicht in die Ideologie passte. Sein Klavierquintett mit einer Spielzeit von rund 40 Minuten atmet mit seinem posthochromantischen Gestus noch deutlich Luft des 19. Jahrhunderts: Schwer und beim ersten Hören keineswegs leichgängig, benötigt es Zeit und offene Ohren, um zu verstehen, warum diese Musik 1942 so noch möglich war und sein musste. Valentin Silvestrov (geb. 1937) widmete sein Klavierquintett (1961) wiederum Lyatoshynsky. Auch hier zeigt sich, wenn auch anders, ein suchendes Werk; die drei Sätze sind mit Prélude, Fugue und Aria überschrieben. Minimalistische, ätherische Töne schlägt indes Victoria Poleva (geb. 1962) in ihrem Simurgh-Quintet (2000) an. Eine Musik, die sich auf eigene Weise entgrenzt und das Streichquartett bisweilen in den Farben eines Gambenconsort erscheinen lässt. – Das um Iryna Starodub versammelte Ensemble spielt mit saftigem Ton und interpretatorischer Verve.
Boris Mikolayovich Lyatoshynsky. Ukrainian Quintet op. 42 (1942, rev. 1945); Valentin Silvestrov. Klavierquintett (1961); Victoria Poleva. Simurgh-Quintet (2000, rev. 2020)
Bogdana Pivnenko (Violine), Taras Yaropud (Violine), Kateryna Suprun (Viola), Yurii Pogoretskyi (Violoncello), Iryna Starodub (Klavier)
Naxos 8.579098 (2020)