21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Initiative H: Polar Star

Initiative H: Polar Star
Initiative H: Polar Star

Diese großen Ensembles, die größer wirken als „large“ und aber kleiner als „Big Bands“ sind und die in der romanischen Kultur beheimatet sind, finden einen ganz seltsamen eigenen Ton. Die Klangkulturen, ob bei Eve Risser, bei Art Zoyd, oder hier eben bei Initiative H, schmelzen insbesondere auch die populärmusikalischen Tonkulturen aus Rock und Pop jenseits des Jazz mit ein, so dass die Sache mit dem „Jazz“ zur schönsten Nebensache wird, die gleichwohl im Zentrum steht.

Das liegt an der ausgiebigen Freude an repetitiven Mustern, denen man immer wieder im Aufbau der Songstruktur folgt, aber eben doch locker! Wenn dann ein Melisma wie bei „Crystal Trap“ darüber entschwebt, fängt man selbst an ganz leicht zu werden. Ja, die Welt des Mittelmeeres, die vielen Kulturen … die sich hier aber den Welten des Eismeeres annehmen. Musikalische Expeditionen mithin. Gerne mit hymnischem Tonfall. „Crystal Trap“ fasst das alles in einem Stück zusammen. Auch das manchmal etwas Plumpe und Gewollte dabei, das dann auch schon mal ausschleift in scheppernde Andacht wie beim Titelstück „Polar Star“ – doch wie wundersam, man bekommt immer die Kurve. Ein bisschen wie Minzsauce auf einem frischen Salat aus Tomaten, Ziegenkäse, Oliven, Zwiebeln, Thymian …

Eine eisigbunte Platte ist es also geworden. Wenn am Schlussstück „The Watchers“ das Toulouse Wind Orchestra zum Ensemble hinzutritt, dann wird’s schwer pathosgetränkt, dass man drin ersaufen möchte (die Klang- und Strukturbeziehung zu Aaron Coplands „Fanfare for the Common Man“ dürften kein Zufall sein).


Initiative H: Polar Star

  • David Haudrechy : composer, director, soprano saxophone, voice, additional synthesizer
  • Ferdinand Doumerc : alto saxophone & flute
  • Gaël Pautric : baritone saxophone, bass clarinet & clarinet
  • Nathanaël Renoux : trumpet
  • Cyril Latour : trumpet
  • Olivier « Lapin » Sabatier : trombone
  • Lionel Segui : bass trombone
  • Amaury Faye : rhodes & synthesizer
  • Florent Hortal : electric & acoustic guitar
  • Philippe « Waterballs » Burneau : electric bass & additional synthesizer
  • Simon Portefaix : drums
  • Florent « Pepino » Tisseyre : percussions
  • Guest – Romain Barbot : modular synthesizer on « Abyssal Zone »
  • Guest – Lou Ferrand Suhubiette : additional voice « Abyssal Zone », « Bright Sight », « Dark Ligtning », « Polar Star » & « White Ocean »
  • Toulouse Wind Orchestra on « The Watchers » :
    • Christophe Greizes : soprano saxophone
    • Éva Barthas : alto saxophone
    • Vincent Duro : baritone saxophone
    • Hugo Schmitt : bass saxophone
    • Nicolas Gardel, Pierre Désolé, Leslie Blacher, Fabien Versavel, Guillaume Horgue : trumpet
    • Aymeric Fournes, Damien Galy : trombone
    • Louis Darmaillacq : bass trombone
    • Sébastien Gisbert : percussions

Neuklang, NCD4258

 

Autor

  • Martin Hufner. Foto: Kurt Hufner

    Martin Hufner ist Musikjournalist, Musikwissenschaftler, Blogger. Er betreut nebenbei die Online-Redaktion der neuen musikzeitung.

    View all posts
hoerbar_nmz

Der HörBar-Newsletter.

Tragen Sie sich ein, um immer über die neueste Rezension informiert zu werden.

DSGVO-Abfrage*

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.