Sympathisch. Das Label cpo verfolgt konsequent seine Serie British Music for Strings auch in der dritten Folge mit einem Understatement, das man heutzutage eher suchen muss. Schon die ersten beiden Alben nannten die Komponisten auch mit Vornamen, so dass es ganz natürlich anmutet, wenn nun auch die berücksichtigten Komponistinnen vollständig genannt werden. Ein zusätzlicher Hinweis auf diese «Women Composers» hätte sich eigentlich damit erübrigt: eine unaufgeregte, ungezwungene Gleichberechtigung, die nichts werbewirksam nach vorne spült oder gar im Sinne einer political correctness akzentuiert – wäre da nicht das Backcover. Warum dort dann doch im Untertitel der Hinweis? Wer die fett gedruckten Vornamen liest (Ethel Smith als Komponistin sollte man sowieso kennen), hätte dies leicht antizipieren können. Wie also darf man den Zusatz verstehen? Als eine wohlmeinende Hinzufügung? Als notwendigen Hinweis für Streaming-Datenbanken (die dann aber das Wording vorgeben würden), oder dann doch als unterschwellige Rechtfertigung kleiner Formen? Eingespielt sind jedenfalls zwei im Titel neutrale Streicher-Suiten sowie drei Charakterstücke (Heather Hill, Lament und Gringlemire Garden).
Trotz der Präsenz einiger britischer Kompositionen für Streichorchester bilden die hier eingespielten Werke aber keineswegs den Hauptteil des vorhandenen Werkbestandes; sie sind wohl eher als interessante, mitunter sogar bemerkenswerte Randerscheinungen zu charakterisieren, die einzelne Blickwinkel ergänzen. Wichtig ist dabei, immer auch den Kontext mitzudenken. Bei der Suite op. 1a von Ethel Smith etwa handelt es sich um eine chorische Bearbeitung ihres noch in Leipzig entstandenen Streichquartetts. Susan Spain-Dunk (1880–1862) ist mit einem verstörend heiteren und daher wohl eher privat gedachten Lament sowie einer fünfsätzigen, zyklisch angelegten Suite vertreten – auf hohem Niveau dicht gearbeitet und flüssig entwickelt, jedoch in dieser Produktion ohne markante Physiognomie. Auch die beiden Sätze von Constance Warren (1905–1984) und Ruth Gipps (1921–1999) hätte ich mir schärfer konturiert vorstellen können. Die insgesamt 14 Streicher des Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim bevorzugen unter Douglas Bostock einen risikoreichen offenen Klang mit vertikal nicht immer durchgehender Farbgebung, wo die Partituren doch eher einen kompakteren, vielleicht auch süffigeren Sound vertragen hätten.
British Music for Strings III
Ethel Smyth. Suite for Strings op. 1a (1883/90);
Susan Spain-Dunk. Suite for String Orchstra (1920), Lament for String Orchstra (1920);
Constance Warren. Heather Hill for String Orchstra (1929/32);
Ruth Gipps. Gringlemire Garden – An Impression for String Orchstra op. 39 (1952)
Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim, Douglas Bostock
cpo 555 457-2 (2020)