Da hat jemand viel Freude an seinem Instrument, seinem Kontrabass. In 10 Stücken reizt er die klanglichen Möglichkeiten und ihre Raumwirkung aus. Sonorisch, flirrend, gerne auch mikrotonal, dann wieder mit deutlich rhythmischer Nebenwirkung. Aber Florian Galow ist eben allein mit sich, dem Instrument und seinem Klangraum St. Petri zu Lübeck. Das macht die Sache vertrackt. Aber er scheitert nicht, sondern gewinnt auf der kompletten ästhetischen Linie.
Vor ein paar Wochen hatte ich Hub Hildenbrand mit seiner Gitarre in der Dorfkirche, ähnlich, aber doch in den polyphonen und harmonischen Dimensionen deutlich einfacher zu handhaben, hier in der HörBar (Mater). Anders als in der neueren E-Musik, wo solche Soli wie bei Galow schon mal über mehrere Systeme hinweg notiert werden, ist er hier nur allein mit dem Plan, der Künstler:innschaft und der Spontaneität der Selbstüberraschung.
Aber Galow hat auch eine bewegte musikalische Vergangenheit, die nicht nur in Richtung Neue Musik oder Improvisation geht, sondern auch Rock- und Pop-Erfahrungen miteinschließt. Heraus kommt tatsächlich ein hörenswerter Multilog mit Raum, Instrument und Idee, der gar nicht in sich selbst verliebt verkapselt ist, sondern einen mit der unbedingten Liebe zur Klangforschung und zum Triebleben von Melos und Rhythmus gefangen hält. Nix für nebenbei.
Florian Galow: Wendekreis
- Florian Galow – b
Waldzimmer Records – Startnext Project –
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