Live und analog mal schnell auf zwei Spuren mitgeschnitten kommt dieses Gute-Laune-Quartett sofort in die Spur. Es dampft ordentlich groovy stampfend durch die Nacht. Eine wunderbare Besetzung mit den drei Bläsern zu dem kleinen Schlagzeug. Es saftelt sich da leicht über den Dancefloor oder durch den musikalischen Kriechkeller.
Die Anklänge an Ursprungstöne des Jazz sind unüberhörbar. Gleichwohl ist dies Musik des 21. Jahrhunderts. Denn die Musiker*innen haben natürlich die Musikgeschichte des Jazz mit allem, was ist, in sich aufgesaugt und geben diese in höchst überrumpelndem Purismus mitzuckungsansteckend wieder zurück. Hörspaß ohne Einschränkung ist garantiert.
Gegenüber den zwei vorhergehenden Henry-Platten ist hier ein deutlicher Hang zur Kondensation der Gedanken zu spüren, so als schlage die Musizierfreude bald in eine neue Sphäre um. Es wird auch ernst wie in „Sweet and honest“ – und zack ist man beim nächsten Stück „Biological“ zurückgedriftet! Funk-tioniert.
Die Vorab-Single Life zeigt den ganzen Witz der kleinen Besetzung auch im Miteinander: Kurzweil extrem in irrem Kollektiv-Spiel, feingeistig, plumpkotzig, einfach Spaß! Grübelfrei, trubelzart, prächtigpräzise!
Interessant: Die Stück gewinnen in diese Form eine ungefähre Dauer von um die fünf bis acht Minuten, dicht an einem Sechsminüter zentralisiert. Die Besetzung und der dramaturgische Ablauf scheinen das zu wollen. Da bleibt genug Raum für Entwicklung. Andererseits ist man dann auch durch.
- Recorded live at Domicile Jazzclub in Pforzheim, Germany, on October 22, 2018. Recorded directly to analogue two-track, mixed and mastered by Uwe Schwidewski.
Nicole Johänntgen: Henry III [2021]
Selmabird Records
- Nicole Johänntgen – Saxophon (CH/D)
- Jon Ramm – Posaune (USA)
- Steven Glenn – Sousaphon (USA)
- Paul Thibodeaux – Schlagzeug (USA)
Vorab-Single Life: