18. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Franz Schubert / Kotcheff: Streichquartette – Alinde Quartett

Franz Schubert / Kotcheff: Streichquartette – Alinde Quartett
Franz Schubert / Kotcheff: Streichquartette – Alinde Quartett

Muss es sein? Kaum ist „BTHVN 2020“ vorbei (es sei denn, man holt alles 2021 nach), folgt auch schon wieder 2027. Das junge Alinde Quartett hat eine ganz andere Idee: Mit Blick auf das noch weiter entfernte Schubert-Jahr 2028 hat es als erste Streichquartett-Formation einen neuen Zyklus in Angriff genommen. Und das sei schon jetzt gesagt: Die insgesamt sechs projektierten Folgen werden es in sich haben: Bereits das erste Album ist alles andere als beiläufig, sondern mit Blick auf das Ende hin angelegt.

Es startet mit dem ersten, etwas verquer anmutenden Quartett D 18 des gerade einmal 13 Jahre alten Komponisten, kombiniert mit dem frühreifen Werk in Es-Dur D 87 und dem Quartettsatz c-Moll D 703. Das nötigt programmatisch tiefen Respekt ab – zumal die Juvenilien alles andere als leichtfertig gespielt werden. Vielmehr lässt sich das Alinde Quartett auf das Panorama des ersten Werkes ebenso ein (wundervoll trifft es den tänzerischen Tonfall des Menuetts) wie auf die interpretatorisch schwer zu lösende Balance zwischen kammermusikalischer Integrität und sinfonischer Attitude im radikalen Quartettsatz. Das lässt für so manch anderes frühe Quartett hoffen, aber auch für die im Repertoire fest verankerten späten Werke, die genau dieses fordern. Tatsächlich könnte die interpretatorische Gesamtschau hier zu einer gelungenen Lösung dieses kompositorischen „Missverständnisses“ beitragen. Dass ferner eine Brücke zum Zeitgenössischen geschlagen wird, eröffnet auch den Blick auf Schubert als einen Meister seiner „Gegenwart“. Geplant ist jeweils eine schöpferische Auseinandersetzung mit dem namengebenden Lied „Alinde“ D 904, doch macht sich das „Unbegun“ (2019) von Thomas Kotcheff (geb. 1988) auch als „unbegonnener“ Vorspann zum Quartettsatz nicht schlecht. – Das Alinde Quartett setzt bereits mit der ersten Folge der Gesamteinspielung ein deutlich hörbares Ausrufezeichen; mit den Jahren dürften diese Trauben zu einem großartigen Wein reifen. Es wird eine große Reise werden, gemeinsam mit dem Ensemble.


Franz Schubert: Streichquartett Es-Dur D 87, Quartettsatz c-Moll D 703, Streichquartett g-Moll / B-Dur D 18; Thomas Kotcheff: Unbegun (homage to Schubert) (2019)
Alinde Quartett

hänssler classic HC 19071 (2019)

 

HörBarDouglas Weiland: Streichquartette 4 & 5 – The Melbourne Quartet >>
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