Oh, das geht schief. Auf welchem Niveau aber nur. Leider war mein erster Gedanke, da geht es um allgemeine Befreiung. So wie bei Charlie Hadens „Liberation Music Orchestra“. Also schon mal Herbert Marcuse rausgeholt und ein paar Latschen übergestreift. Aber genau Lesen macht bekanntlich schlau. Es geht nämlich um nicht Geringeres als die Befreiung der Instrumentalmusik aus den Fängen und Vorherrschaft der Vokalmusik.
«Ron believes that instrumental music has recently disappeared amongst an ocean of vocals and words. This transgression is one that Ron wants to overturn with his 13th album Instrumental Music Liberation Front.»
Steht da wirklich auf der Website, Wort für Wort. Kann man probieren. Ob dieser Overturn freilich klappt, darf zutiefst bezweifelt werden. Ron Davis und seine virtuosen Musiker*innen kloppen sich beim Befreien mit den Meistern der weltlichen Musikgeschichte bis zu Django Reinhardt und Astor Piazzolla kräftig auf die Schulter. Nur dass dabei der Staub bei Brahms und Bach gar nicht abfällt, sondern, kennen Sie das, klebrig wird und so gar nicht in Glücksfängerstaub mit faszinierenden Mustern und Fadenstrukturen übergeht. Am Anfang denkt man manchmal: Hmm, das muss wohl so und dann traut man doch besser seinen Ohren wieder und erkennt. Nö. Ist jetzt echt nix von Befreiung drin.
Womit ja nicht gesagt sein soll, dass nicht ab und zu Weihnachtsstimmung aufkommt, ihr Kinderlein, fein. Ach. Nich.
Ron Davis: The Instrumental Music Liberation Front [2020]
Besetzung:
• Ron Davis – Piano
• Kevin Barrett – Electric, Acoustic and E-Bow Guitars, Loops
• Aline Homzy – Violin
• Mike Downes – Bass (tracks 1, 3, 5, 7, 9 – 12)
• Louis Simão – Bass (tracks 2, 4, 6, 8)
• Steve Heathcoate – Drums and Percussion
• Brielle Goheen – Violin
• Laurence Schaufele – Viola
• Beth Silver – Cello
