23. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Mozart: Streichtrios – Jacques Thibaud String Trio

Mozart: Streichtrios – Jacques Thibaud String Trio
Mozart: Streichtrios – Jacques Thibaud String Trio

Noch immer steht das Streichtrio im Schatten des übermächtigen Quartetts. Das gilt für das Repertoire wie auch für die stehenden Ensembles. Doch scheint sich die kleinere Formation nach und nach durchzusetzen – auch wenn natürlich der Werkbestand weniger umfangreich ist. Mit großer Freude denke ich daher noch immer an die erste Begegnung mit dem Thibaud-Trio, 1995 in Berlin, damals noch in einer etwas anderen Besetzung.

Dass nun aber Mozart auf den Pulten liegt, ist eine Pflicht, aber auch eine kleine Überraschung. Denn die Thibauds mögen es eher griffig und kantig (wie bei den beiden Beethoven-Aufnahmen aus alter und neuer Zeit zu hören); das große Divertimento KV 563 erfordert einen anderen Zugang, einen eleganteren Ton, eine subtilere Kommunikation – Anforderungen, die das Ensemble mit seiner Erfahrung fraglos auf hohem Niveau erfüllt, und vielleicht doch nicht das eigene Wesen trifft.

Einen stärkeren Eindruck hinterlassen hier die Präludien und Fugen KV 404a, von denen das sechste und letzte Paar (wie auch ein längerer Fragment gebliebener Satz) als Supplement zum Download bereit stehen – die CD ist mit 82 Minuten randvoll und hätte für alles eher geteilt werden sollen. Wann aber nimmt sich das Thibaud-Trio endlich (wieder) der Streichtrios von Paul Hindemith an?


Wolfgang Amadeus Mozart. Divertimento Es-Dur KV 563, Präludien und Fugen KV 404a, Streichtrio G-Dur (Fragment)
Jacques Thibaud String Trio
audite 97.773 (2020)

 

 

 

HörBar<< Paris-Moscou – Trio GoldbergMayseder: Kammermusik Vol. 4 – Wiener Mayseder Ensemble >>

Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

    Alle Beiträge ansehen
hoerbar_nmz

Der HörBar-Newsletter.

Tragen Sie sich ein, um immer über die neueste Rezension informiert zu werden.

DSGVO-Abfrage*

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #018 – Kammermusik