Recht bescheiden mit „Solo“ überschrieben, bietet diese Doppel-CD gleichsam eine klingende Enzyklopädie der Musik für Flöte allein: Angelpunkt sind die 12 Fantasien von Georg Philipp Telemann (um 1730), die zum älteren Kernrepertoire jedes Flötisten gehören. Dazu werden hier alternierend 14 Werke des 20. und frühen 21. Jahrhundert gesellt, beginnend mit Air (1995) von Toru Takemitsu über Kompositionen von Sigfrid Karg-Elert, Jörg Widmann, Robert Helps, Arthur Honegger, Matthias Pintscher, Pierre-Octave Ferroud, Carl Nielsen, Luciano Berio, Arvo Pärt bis hin zu Edgard Varèse (in der Reihenfolge der Tracks); wer in dieser Aufzählung Debussys Syrinx vermisst, hat aufgepasst, wird aber von der hier eingespielten Auswahl nicht enttäuscht. Denn ein bemerkenswerter Effekt dieser Kompilation ist es, dass wirklich jedes Stück in sich zeitlos wirkt – zumal in der wechselseitigen Korrespondenz zwischen Moderne und Barock.
Auch wenn ich bei Telemann den Klang eines hölzernen Instruments vorziehe, so ist Emmanuel Pahud doch ein doppeltes Portrait gelungen: zum einen das eines ausdrucksstarken, überaus reichen und vielschichtigen Werkbestands, zum andern das seiner selbst als Interpret und wohl erster Flötist unserer Zeit. Für den außergewöhnlich umfangreichen dreisprachigen Begleittext wurde allerdings eine unfreundlich kleine Schriftgröße gewählt – das standardisierte Jewelcase kann eben nur ein schmales Heftchen aufnehmen.
Solo
Emmanuel Pahud
Warner 2CD 0190295701758 (2019)